Nach meinem triumphalen Überleben des gestrigen Gewitters hatte ich am Tag 6 noch genau ein Ziel: irgendwie Mörfelden erreichen. Einfach sollte es werden – immerhin waren „nur“ 112 Kilometer zu bewältigen, und die Hitzewelle war durch, mit Temperaturen knapp unter 30 Grad. Klingt fast angenehm, oder? Ha! Aber dann kam er: der Wind.
Die ersten Kilometer: Ein Trugbild der Hoffnung
Morgens lief es erstaunlich gut. Die Sonne war nicht mehr so aggressiv, die Temperaturen fast „angenehm“, und die Strecke entlang des Mains war zunächst recht flach und entspannt. Ich dachte, „Na, vielleicht wird das heute ja ein gemütlicher Tag“. Doch wie immer sollte man niemals zu früh aufatmen – vor allem nicht, wenn man sich im deutschen Flachland auf den Gegenwind verlässt.
Ausgangspunkt: | Wertheim |
Höhenunterschied: | ➚310 m ➘350 m |
Anforderungen | schwer |
Einkehr: | Obernburg am Main |
Dauer: | ca. 6 Stunden |
Länge: | ca. 112 Kilometer |
Eine kleine Pause in Obernburg – Die Ruhe vor dem Sturm
In Obernburg entschied ich mich für eine kleine Verschnaufpause. Schließlich hatte ich mir das nach den ersten Kilometern wirklich verdient. Ich gönnte mir ein herzhaftes Essen – für einen kurzen Moment fühlte ich mich fast wieder wie ein Mensch. Doch während ich da saß und das Essen genoss, ahnte ich nicht, was mir noch bevorstand.
Das Duell: Ich gegen den Wind
Kurz nach Obernburg war es, als hätte der Wind beschlossen, mich persönlich fertigzumachen. In Großostheim zeigte er sein wahres Gesicht: Ein steifer Gegenwind, der aus westlicher Richtung kam und mir ins Gesicht peitschte. Wenn es ein Duell zwischen uns gegeben hätte, hätte ich verloren – es war, als hätte die Natur gesagt: „Heute nicht, mein Freund.“ Egal, wie sehr ich mich bemühte, jeder Pedaltritt fühlte sich an, als würde ich auf der Stelle treten. Wenn ich ehrlich bin, kam mir der Gedanke, den Wind zu verfluchen, mehr als einmal. Doch trotz aller Bemühungen musste ich mich schließlich geschlagen geben.
Die Entscheidung: Bahn statt Heldenmut
Ab Babenhausen hatte ich genug. Der Kampf gegen den Wind, meine ermüdeten Beine und die kilometerlange Strecke hatten mich endgültig zermürbt. Also entschied ich mich für die ultimative Lösung: Bahnfahren. Ja, die Bahn. Der Retter in der Not. Über Darmstadt fuhr ich nach Langen, und von dort aus radelte ich die letzten Kilometer bis nach Mörfelden. Klar, das war nicht die glorreiche Heldengeschichte, die ich mir für diesen Tag vorgestellt hatte, aber was soll’s – ein echter Held weiß, wann er aufgibt.
Der Abend: Pizza mit Klaus
Zumindest wartete am Ende des Tages ein Trostpreis auf mich: Mein Kumpel Klaus und eine herrliche Pizza beim Italiener. Zusammen saßen wir da und lachten über meinen Tag (na ja, er lachte mehr als ich), während ich versuchte, meine Wunden zu lecken. Der Wind hatte gewonnen, aber ich hatte immerhin noch eine Pizza. Ein würdiger Abschluss eines wirklich heroischen Tages.