🚲 Teil 2: Leihfahrräder und Softeis – Usedom mit Stil

25.04.25 – Ein Morgen wie gemalt: kein Regen, kein Bordcomputer-Drama, nur leichte Orientierungslosigkeit beim Hotelfrühstück. Nachdem unsere geliebten Fahrräder zu Hause geblieben waren (Transportkapazität: gleich null), mussten wir improvisieren. Zwei Leihräder später fühlten wir uns fast wieder wie Radreisende – nur eben mit Sattelhöhe „zufällig passend“ und einem Quietschen bei jeder dritten Umdrehung.

Unser Tagesziel wurde kurzfristig umgeplant: Zunächst zum Achterwasser bei Zempin – ruhiger als erwartet, aber wenigstens windgeschützt. Weiter nach Koserow, wo die modern geschwungene Seebrücke fast futuristisch ins Meer ragt – als hätte jemand versucht, ein BILLY-Regal in der Ostsee aufzubauen. Mittag beim ortsansässigen Italiener – weil die Erfahrung vom Vortag zeigte: Italienisch geht immer, sogar an der Ostsee. Die Pizza war okay, der Kaffee heiß, die Bedienung leicht überfordert. Alles wie erwartet.

Nach der Stärkung radelten wir über Zinnowitz weiter nach Trassenheide – das Ziel: ein Softeis. Kein Scherz. Kein weiterer Höhepunkt, keine Brücke, keine Promenade – nur ein Eis und eine Uhr, die uns sagte, es ist zu kalt dafür. Dafür war es aber auch lecker und die Pause verdient. Zurück ging es dann ins Hotel für einen kurzen Zwischenstopp, aber nicht ohne ein neues Ziel ins Auge zu fassen: Wolgast.

Wolgast versprach – laut Prospekt – maritime Idylle und historische Schiffe. Was wir bekamen: eine Hubbrücke namens ‚Blaues Wunder‘, ein schräg geparktes Auto und einen Segelhafen ohne Segel. Ein Einheimischer erklärte uns noch freundlich, dass man die Brücke hier tatsächlich liebevoll so nennt – nicht wegen technischer Meisterleistungen, sondern schlicht wegen ihres himmelblauen Anstrichs. Das angekündigte Segelschiff war wohl selbst im Kurzurlaub. Wir machten unser Foto und fuhren weiter – Wolgast hatte sich damit ausreichend präsentiert.

Zurück im Hotel dachten wir eigentlich an einen entspannten Abend. Aber dann kam die Rezeption mit einem Tipp: Der schönste Sonnenuntergang sei im Café Knatter in Ückeritz zu erleben. Zeitlich knapp, aber klang vielversprechend – also ab ins Auto statt aufs Rad. Die gut 20 Kilometer wären auf zwei Rädern sicher romantisch gewesen, aber das hätte uns höchstens noch einen Snack im Dunkeln eingebracht. So erreichten wir das Café pünktlich, sicherten uns – welch Wunder – tatsächlich noch einen freien Tisch und bestellten schnell etwas zu essen, bevor der Instagram-Zirkus zum Sonnenuntergang begann.

Doch dann begann der wahre Kampf des Tages: spielende Kinder, Influencerinnen im Selfiemodus, Rentner im Liegestuhl. Alle wollten DEN perfekten Sonnenuntergang. Wir mittendrin, leicht verschwitzt, aber kampfbereit. Und ja – wir haben ihn bekommen. Den Sonnenuntergang. Und das Foto. Und ein bisschen Stolz.

Abends fielen wir mit dem Gefühl ins Bett, heute wirklich Urlaub gemacht zu haben. Mit dem Rad unterwegs, Eis gegessen, Möwen verflucht, Influencer ausgebootet. Der Usedom-Alltag nahm Fahrt auf.

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