27.04.25 – Zeit für ein Kontrastprogramm. Nach so viel Küste, Brücke und Fahrrad sollte es heute mal etwas ganz anderes sein: eine Mischung aus Tropenhaus, Kriegsmaschinerie und Spaziergang. Willkommen zum thematisch wildesten Tag unserer Reise.
Den Auftakt machte die Schmetterlingsfarm in Trassenheide. Klingt niedlich – war aber eher eine Dschungelprüfung im Trash-TV-Format. Luftfeuchtigkeit knapp unter 100 Prozent, Temperaturen wie im Amazonas und überall fliegende Farbfetzen mit Flügeln. Schmetterlinge, wohin man sah – manche auf Obststücken, andere auf Touristenköpfen. Spatzl war begeistert, ich war mehr damit beschäftigt, meine beschlagene Brille halbwegs freizuhalten und nicht auf ein Exemplar der Kategorie „Flattermaximus“ zu treten. Wenn man sich nur auf das Summen konzentrierte und die feuchte Tropenhitze ignorierte, war es fast meditativ. Fast.






Nach dem botanischen Overkill fuhren wir weiter Richtung Peenemünde – dorthin, wo früher Raketen entwickelt wurden, um den Weltkrieg zu verlängern. Heute steht dort ein historisch-technisches Museum im alten Kraftwerk, das auf erschreckende Weise nüchtern dokumentiert, wie Wissenschaft und Wahnsinn zusammengehen können.






Ein bedrückender Ort – und zugleich faszinierend. Alte Triebwerke, militärische Ausrüstung, Modelle und ungeschönte Texte. Die Ausstellung ist alles andere als unterhaltsam, aber lehrreich auf eine sehr ernste Weise. Die bedrückende Atmosphäre wirkt lange nach. Spatzl meinte, das sei jetzt genug Geschichte für einen Tag. Ich stimmte zu. Man muss sich auch mal wieder mit Banalitäten beschäftigen dürfen – wie der Frage, wo man ein vernünftiges spätes Mittagessen bekommt, ohne Raketenexponate neben der Theke.
Zur Entspannung planten wir einen Spaziergang in Karlshagen – einem Ort, der offenbar beschlossen hatte, sich nicht an die touristische Uniformität Usedoms anzupassen. Keine Seebrücke, kein Souvenirshop mit Schietwetter-Kapuzenpullis, nicht mal eine Strandpromenade, die diesen Namen verdient hätte. Einfach: nichts. Und genau deshalb war es fast schon wieder charmant. Ruhe, Wind, ein leerer Strand. Kein Touristen-Geblubber. Kurz mal durchatmen.






Zurück in Zinnowitz entschieden wir uns, den Tag mit einem letzten, würdigen Sonnenuntergang zu beschließen – natürlich wieder auf der Seebrücke. Diesmal ohne große Instagram-Schlacht. Vielleicht war es das Wetter, vielleicht die Uhrzeit – aber der Steg war erstaunlich leer. Wir genossen den Moment fast allein. Ohne Filter, ohne Hashtags, ohne Rangelei. Und das war vielleicht das schönste Bild des Tages – auf der inneren Festplatte gespeichert.
Fazit des Tages: Schmetterlinge, Raketen und Leere können ein erstaunlich guter Urlaubsmix sein. Und Karlshagen – das seebrückenlose Niemandsland – verdient definitiv einen Ehrenplatz in unserem persönlichen Ostsee-Ranking. Ein Tag der Gegensätze. Und genau deshalb unvergesslich.