Es gibt Reisen, die schreibt man sich in aller Ruhe in den Kalender, plant jedes Detail, jede Abzweigung, jede Hotelübernachtung. Und dann gibt es unsere Reise – wobei man fairerweise betonen muss: Natürlich war von Anfang an geplant, von Zadar nach Split weiterzufahren. Das stand fest, glasklar, ein Fels in der Brandung. Egal, was die Leute sagen, die uns beobachtet haben, wie wir am Morgen etwas verwirrt im Frühstücksraum standen, während die Lichter flackerten, erloschen und am Ende nur noch die Kerzen brannten.
Der Tag begann nämlich mit einer charmanten kleinen Überraschung: einem Stromausfall, der offenbar beschlossen hatte, uns die volle kroatische Morgenromantik zu präsentieren. Während ein paar Frühaufsteher tatsächlich noch Kaffee abbekommen hatten, standen wir vor einer weniger erfreulichen Realität: Die Kaffeemaschine war tot. Und wer einmal erlebt hat, wie ein Hotelbuffet ohne funktionierende Kaffeemaschine aussieht, weiß: Das ist so etwas wie ein apokalyptisches Szenario in Slow Motion.
Die Stimmung unter den Gästen schwankte irgendwo zwischen „Vielleicht geht’s gleich wieder“ und „Ich zünde jetzt einfach alles an“. Für uns war jedoch sofort klar: kein Chaos, kein Stress. Das ist schlicht die perfekte Bestätigung dafür, dass unser geplanter Hotelwechsel heute stattfindet. Wenn das bisherige Hotel also pünktlich zu unserer Abreise vollständig in den Kerzenlicht-Modus übergeht, nennt man das Timing.
Wir frühstückten im romantischen Kerzenschein, der uns tatsächlich das Gefühl gab, wir seien in einem Mittelalter-Rollenspiel – allerdings in einem, in dem man dringend Kaffee bräuchte. Danach ging es wieder aufs Zimmer, in der Hoffnung, der elektronische Türmechanismus möge funktionieren. Zu unserer Freude war er vom allgemeinen Blackout nicht betroffen, und wir konnten unseren Roadtrip entlang der Küste starten. Sonne, Meer, traumhafte Landschaft – und wir, leicht koffeinunterversorgt, aber motiviert.



Unser erster Stopp: Primošten. Zunächst ging es in die Altstadt, diesen perfekten kleinen Felsen im Meer, der aussieht, als hätte jemand ein mediterranes Dorf aus einem Reiseführer ausgeschnitten und einfach dort festgeklebt. Dort fanden wir eine Pizzeria, die – kaum zu glauben – tatsächlich Pizza servierte, die auch nach Pizza schmeckte. Ein gastronomischer Lichtblick! Während wir dort saßen und Pizza aßen, wirkte Primošten wie der perfekte Gegenentwurf zu unserem Frühstückselend: warm, entspannt, mit Meerblick und – ganz wichtig – mit funktionierendem Strom.


Nach der Stärkung machten wir uns auf den Weg zum absoluten Panorama-Klassiker: der Statue der Jungfrau Maria oberhalb des Ortes. Und dort oben? Eine Aussicht, die sich nicht einmal Photoshop schöner trauen würde. Ein Panorama auf Postkarten-Niveau, das einem gleichzeitig den Atem raubt – wahlweise vor Schönheit oder, wegen des Windes, vor körperlicher Anstrengung, sich überhaupt noch auf den Beinen zu halten. Die Sonne gab ihr Bestes, uns mitzuteilen, dass Sonnencreme heute Pflicht gewesen wäre, aber die Aussicht entschädigte für alles.





Weiter ging es nach Trogir, wo wir uns bei einem Eis erholten und mit zwei sympathischen Menschen aus Koblenz ins Gespräch kamen – Kroaten, die seit Ewigkeiten in Deutschland leben. Nettes Gespräch, freundliche Stimmung, aber echte Geheimtipps? Fehlanzeige. Offenbar gilt in Dalmatien ein Ehrenkodex: „Touristisch wertvolles Wissen wird nicht weitergegeben.“ Schade, aber trotzdem schön dort.







Und schließlich erreichten wir Split – eine Stadt, die gleichzeitig gewaltig, geschäftig und wunderschön ist. Unser Hotelzimmer? Ein absoluter Volltreffer. Zwei Nächte Meerblick, Balkon, Aussicht wie aus einem Werbevideo. Genau das, was wir nach einem Tag voller geplanter und ungeplanter Ereignisse verdient hatten.





Der Abend endete mit einer kleinen Sturzflug-Einlage von Spatzlchen, die uns zwar kurz zusammenzucken ließ, aber immerhin die Restaurantwahl drastisch vereinfachte. Geplant oder ungeplant? Schwer zu sagen. Wahrscheinlich beides. Wie alles heute.
Und weil dieser Tag noch nicht genug Kuriositäten bereithielt, probierten wir anschließend auch endlich Pipi – die kroatische Orangenlimonade, deren Name laut Legende von Pippi Langstrumpf inspiriert wurde, aber für uns Deutsche nun mal klingt, als würde man etwas bestellen, das eigentlich in die Toilette gehört. Geschmacklich ist Pipi allerdings überraschend gut: eine fruchtige Orange, die so schmeckt, als hätte jemand die 90er in eine Flasche gefüllt. Trotzdem bleibt es ein Erlebnis, in einer Bar ernsthaft zu sagen: „Zwei Mal Pipi, bitte.“ Ein Klassiker zwischen kulturellem Missverständnis und unfreiwilliger Comedy.
Und so schließen wir unseren Tag der kontrollierten Unkontrollierbarkeit: ein geplanter Hotelwechsel, ein ungeplanter Stromausfall, ein geplanter Roadtrip, eine ungeplante Pizzaüberraschung, ein geplanter Meerblick, ein ungeplanter Sturzflug – alles zusammen ein Kapitel, das exakt so chaotisch ist, wie wir es lieben.
🍕 Mittagessen in Primošten:
Pizzeria Fortuna
Frische Pizza, Meerblick und der unvermeidliche Touristenandrang – alles, was man für eine anständige Urlaubsanekdote braucht.
🍨 Eis in Trogir:
Instagram: Đovani Gelateria & Pasticceria
Maps: Standort
Das Spaghetti-Eis war mit 6,50 € überraschend günstig. Die Portion dagegen eher… sagen wir: mediterran zurückhaltend. Geschmack top, Sättigungsfaktor ausbaufähig.
🏨 Hotel in Split:
Hotel Blu Iris (Elu Iris Hotel Split)
Modern, sauber, funktionierend – also für unsere Reiseverhältnisse quasi Luxus.
🍽 Abendessen in Split:
Restaurant Kod Pjera
Dalmatinische Küche, ehrliche Portionsgrößen und ein Ambiente zwischen familiär und „Warum war das noch nicht auf Instagram?“.

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