Tag 2: von Bad Tölz in die Hallertau – Eine Odyssee durch die Stadt der Massen

Nach einer erholsamen Nacht in Bad Tölz war ich bereit für den zweiten Tag meiner Radtour. Die Taschen waren gepackt, das Frühstück verputzt, und die Sonne lachte mir entgegen – es konnte losgehen. Das Ziel für heute: 121 Kilometer bis in die Hallertau, genauer gesagt nach Au, wo ich die nächste Nacht verbringen würde. Ein ambitioniertes Vorhaben, aber hey, wozu bin ich denn auf einer Radtour, wenn nicht für genau solche Herausforderungen?

Ich machte mich also frühmorgens auf den Weg. Die erste Strecke war landschaftlich wunderschön, und die kühle Morgenluft ließ sich angenehm durchfahren. Die Natur rund um Bad Tölz war der perfekte Einstieg in den Tag – eine ruhige Idylle, die jedoch nicht lange anhalten sollte. Denn der nächste Stopp auf meiner Route war München. Und wie jeder weiß, kann eine Fahrt durch eine Großstadt, vor allem an einem sonnigen Sommertag, eine echte Herausforderung sein. Die schiere Masse an Menschen auf den Straßen hatte ich jedoch unterschätzt.

Ausgangspunkt:Bad Tölz
Höhenunterschied:➚ 590 m ➘ 820 m
Anforderungenschwer
Einkehr:irgendwo in München
Dauer:ca. 8 Stunden
Länge:ca. 121 Kilometer

Die Radwege entlang der Isar, die ich für meinen Weg durch die Stadt gewählt hatte, waren eine einzige Ameisenstraße. Hier schienen sich an diesem Samstag wirklich alle Münchner versammelt zu haben. Jogger, Spaziergänger, Radfahrer und – mein persönliches Highlight – Floßfahrer. Ja, richtig gelesen: Floßfahrer. Schon am frühen Morgen hatten sich diverse Gruppen in skurrilen Verkleidungen auf Flöße geschwungen, um auf der Isar gemütlich dahinzugleiten. Begleitet wurden sie von reichlich Alkohol, der schon zu dieser Uhrzeit in Strömen floss. Warum auch nicht? Wer möchte nicht seinen Samstagmorgen auf einem schwankenden Floß mit einem Bier in der Hand verbringen?

Für mich bedeutete das allerdings: Slalomfahren. Die Menschenmengen auf dem Radweg zwangen mich dazu, ständig auszuweichen, zu bremsen und dann wieder zu beschleunigen. Ein sportliches Training der Extraklasse! Ich versuchte, ruhig zu bleiben und mir das Ganze mit Humor zu nehmen. Schließlich war ich ja nicht auf der Flucht, sondern auf einer Reise. Aber ich gebe zu, meine Geduld wurde an diesem Punkt schon ordentlich auf die Probe gestellt.

Nach gefühlten Stunden des Menschen-Ausweichens schaffte ich es schließlich, München hinter mir zu lassen. Endlich war ich wieder in der Natur – und zwar in der Hallertau. Die Landschaft wechselte schlagartig von urbanem Chaos zu ländlicher Ruhe. Weite Hopfenfelder zogen sich über die sanften Hügel, so weit das Auge reichte. Die Hallertau ist bekannt für ihren Hopfenanbau, und ich bekam einen Eindruck davon, wie groß diese Felder tatsächlich sind. Überall um mich herum ragten die Hopfenranken in den Himmel – fast, als würde man durch einen grünen Dschungel fahren.

Die Fahrt durch die Hallertau war eine willkommene Erholung nach der stressigen Durchfahrt durch München. Es war, als würde die Landschaft mich wieder aufatmen lassen. Ruhig und friedlich zog sich die Strecke dahin, und ich ließ mich vom gleichmäßigen Treten des Pedals beruhigen. Die Kilometer flogen förmlich dahin, und bevor ich mich versah, hatte ich das Tagesziel Au erreicht.

Beim Rosenwirt in Au checkte ich schließlich ein, ließ den Tag Revue passieren und gönnte mir ein ordentliches Abendessen. Die Eindrücke der Floßfahrer und die Menschenmassen auf den Isarwegen verblassten langsam, und ich genoss die Ruhe des ländlichen Bayerns. Trotz der Hindernisse in München war der Tag ein Erfolg, und ich konnte mich auf die kommenden Etappen freuen – hoffentlich mit weniger Slalom und mehr ungestörtem Fahrspaß.

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