Willkommen zurück, liebe Leserinnen und Leser, zu einem weiteren Kapitel meines epischen Selbstversuchs auf zwei Rädern. Heute geht es um die vierte Etappe meiner Radtour von Bad Tölz nach Bettendorf: von Mühlheim nach Rothenburg ob der Tauber – knackige 112 Kilometer. Klingt viel? Keine Sorge, die ersten 87 Kilometer waren ein flacher Traum entlang der Altmühl. Nur um danach in einem hügeligen Albtraum zu enden. Aber dazu später mehr.
Kilometer 1 bis 87: Flach wie ein Brett, fast wie im Urlaub
Der Tag startet vielversprechend. Während der Großteil der Menschheit im Urlaub am Strand und Pool entspannt, sitze ich auf meinem Rad und fahre los. Die ersten 87 Kilometer, so flach, dass ich beinahe vergessen habe, dass ich mich auf einer epischen Radtour befinde. Die Strecke an der Altmühl entlang ist schlicht perfekt: wenig Verkehr, viel Natur und das Beste – keine Steigungen. Hier könnte man sich fast einbilden, dass Radfahren gar nicht so schlimm ist. Doch wie so oft im Leben gibt es da einen Haken, den ich erst später am Tag kennenlernen durfte. Aber dazu gleich mehr.
Ausgangspunkt: | Mühlheim |
Höhenunterschied: | ➚ 420 m ➘ 420 m |
Anforderungen | schwer |
Einkehr: | Altmühlsee Strandcafé Wald |
Dauer: | ca. 7 Stunden |
Länge: | ca. 112 Kilometer |
Mittagsstopp am Altmühlsee: Currywurst statt Power-Riegel
Nach 70 Kilometern gönnte ich mir die wohlverdiente Mittagspause im Strandcafé am Altmühlsee. Und was bestellt man sich, wenn man sich wie ein Athlet fühlt? Natürlich eine Currywurst. Diese wahnsinnig ausgewogene Mahlzeit war genau das, was ich brauchte, um die nächsten 42 Kilometer mit maximaler Motivation anzugehen. Schließlich braucht der Körper ja Proteine und Kohlenhydrate – und eine ordentliche Portion Pommes. Während ich in der Sonne am See saß und in mein Currywurst-Paradies eintauchte, dachte ich mir: „Ach, der Rest der Etappe wird sicher genauso entspannt.“
Kilometer 88: Willkommen in der Hügellandschaft
Spoiler: Der Rest wurde nicht entspannt. Kaum hatte ich die ersten 87 Kilometer hinter mir, begann der Spaß. Oder eher der Schmerz. Die flache, entspannte Strecke verwandelte sich plötzlich in ein Wellblechprofil aus Hügeln, das mir klarmachte, dass ich mich auf einer Radtour und nicht auf einem Wellness-Wochenende befand. Die Höhenmeter, die mir bisher nur aus der Ferne gewinkt hatten, kamen nun mit voller Wucht. Und ja, 420 Höhenmeter klingen auf dem Papier ganz harmlos, aber wenn man sie in praller Sonne nach 87 Kilometern in den Beinen bewältigen muss, fühlen sie sich eher wie 1000 an.
Sonne, Schweiß und verzweifelte Gedanken
Ab Kilometer 90 verwandelte sich jeder Hügel in ein persönliches Duell zwischen dem endlosen Asphalt und mir. Die Sonne gab ihr Bestes, um mich komplett zu braten, und ich begann, den Currywurst-Stopp ein wenig zu bereuen. Doch Aufgeben war keine Option. Denn irgendwo hinter diesen Hügeln wartete Rothenburg, und die Vorstellung, dort endlich anzukommen, war mein einziger Trost. Irgendwie schleppte ich mich von einem Hügel zum nächsten, während ich mich fragte, warum in aller Welt ich dachte, dass eine 112-Kilometer-Tour im Hochsommer eine brillante Idee wäre.
Die letzten Kilometer: Rothenburg in Sicht – fast geschafft!
Und dann, nach endlosen Hügeln und schweißtreibenden Anstiegen, tauchte endlich Rothenburg ob der Tauber am Horizont auf. Natürlich liegt diese malerische Stadt – wie könnte es anders sein – auf einem Hügel. Weil, warum auch nicht? Warum sollte man nach über 100 Kilometern und unzähligen Höhenmetern nicht noch einen letzten Anstieg mitnehmen? Doch irgendwann, als meine Beine bereits im Streikmodus waren, erreichte ich mein Ziel. Und der Moment, in dem ich endlich absteigen konnte, fühlte sich wie der Sieg in einem epischen Marathon an.
Ein wohlverdienter Abschluss: Salat mit Putenstreifen
Im Hotel angekommen, war ich völlig erschöpft und bereit, mich auf dem Bett für den Rest des Tages auszubreiten. Doch der Hunger trieb mich schließlich in den „Bayerischen Hof“, wo ich mir – natürlich – einen gesunden Salat mit Putenstreifen gönnte. Der perfekte Abschluss nach einem Tag voller Currywurst, Hügeln und Schweiß. Gesund leben will schließlich gelernt sein, und nach 112 Kilometern darf man sich ja auch mal etwas Gutes tun.
Am Ende dieses Tages bleibt eine wichtige Erkenntnis: Ich habe es geschafft. Trotz Sonne, Hügeln und Currywurst. Und auch wenn es Momente gab, in denen ich meine Lebensentscheidungen infrage gestellt habe, sitze ich jetzt hier, schreibe diesen Bericht und freue mich fast schon auf die nächste Etappe. Fast.