Erdmännchen, Nasenbären und komische Vögel – ein Sonntag im Zoo

Es klang so schön. Ein frühlingshafter Sonntag, ein Ausflug in den Karlsruher Zoo, ein Blick auf das frisch geschlüpfte Eisbärbaby. Etwas Flausch, ein bisschen Idylle, ein paar hübsche Fotos fürs Familienalbum.

Die Realität: Ein Großereignis irgendwo zwischen IKEA (kurz für „Ich kriege einen Anfall“) und Popkonzert mit Sichtbehinderung. Schon am Eingang wäre man für eine mobile Sitzgelegenheit dankbar gewesen – oder wenigstens für ein Leitsystem, das einen irgendwie an der Kasse vorbeibringt.

Am Eisbärengehege dann das, was man gemeinhin als Massentierhaltung bei Homo sapiens bezeichnet. Geduldig schob sich die Menge Zentimeter für Zentimeter vorwärts. Kinder wurden auf Schultern gehievt, Kameras über Köpfe gehalten, Ellbogen strategisch eingesetzt. Man hätte meinen können, im Gehege selbst würde gerade das Feuer neu erfunden.

Nach einer gefühlten Erdumrundung waren wir endlich am Ziel. Und siehe da: Der kleine Eisbär hatte sich tatsächlich in Pose geworfen – mitten im Wasser, direkt am Gitter, das ihn von den Pinguinen trennt. Man hätte glauben können, er schnüffelt schon mal, was da später vielleicht mal auf dem Speiseplan steht. Als Mama Eisbär sich anschickte, den kleinen Abenteurer aus dem Wasser zu fischen, setzte es eine gehörige Ohrfeige vom Nachwuchs. Aufmerksamkeitsökonomie in Perfektion – der Kleine wusste, wie er sich seine 3,7 Sekunden Ruhm erkämpfen konnte.

Ein Foto? Nur, wenn man bereit war, seine Kamera samt Objektiv zu opfern – nach dem Zusammenstoß mit mindestens drei weiteren. Ganz abgesehen von der obligatorischen Keilerei um die beste Position. Also: Nein.

Aber der Zoo hatte noch mehr zu bieten. Tiere, die nicht nur stillhielten, sondern sich auch nicht hinter Plexiglas oder Menschenmengen versteckten. Die Erdmännchen zum Beispiel: wahre Profis vor der Kamera. Sonnenbadend, wachsam, immer in Position – sie könnten locker ein Instagram-Konto mit mehr Followern führen als der durchschnittliche Lifestyle-Blogger.

Dann die Nasenbären. Deutlich weniger interessiert an ihrem Publikum, dafür mit einer beneidenswerten Ruhe. Sie wirkten, als hätte man sie versehentlich aus einem Mittagsschlaf gerissen, den sie dringend fortsetzen wollten. Leicht genervt, passiv-aggressiv, vollkommen nachvollziehbar. Ich fühlte mich verstanden.

Und schließlich: die Vögel. Eine bunte Mischung aus seltsamen Frisuren, noch seltsameren Geräuschen und Haltungen, die irgendwo zwischen stolz und verwirrt pendelten. Einige sahen aus wie Animateure in einer miserablen Clubanlage, andere wie pensionierte Dinos mit Haltungsschäden.

Natürlich durfte auch der klassische Homo Zoologicus nicht fehlen – das größte und lauteste Exemplar im ganzen Park. Besonders häufig anzutreffen in freier Wildbahn zwischen Pommesbude, Souvenirstand und Gehegezäunen. Seine Merkmale: permanent nörgelnd, selten orientiert und meist bewaffnet mit Smartphone und Kind.

Fazit: Das Eisbärbaby war niedlich, die Erdmännchen professionell, die Nasenbären herrlich desinteressiert. Die Menschen? Laut, hektisch, ungeduldig – aber immerhin unbewaffnet, damit man sich auch zu Hause erneut fragen kann, warum man sich das eigentlich angetan hat. Aber hey – das Wetter war schön. Und die Tiere konnten ja nichts dafür.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert