Roadtrip ins Egerland und nach Oberfranken: Kultur, „Luxusgüter“ und ein Wellness-Erlebnis der besonderen Art

Wer Ende Oktober nichts zu tun hat und gern mal die Klassiker des tschechisch-oberfränkischen Sightseeings mit einer Prise Chaos erleben möchte, der fährt am besten nach Cheb und Weißenstadt. Mit dem Asia-Markt, verlassenen Schlössern und Wellness-Tempeln, in denen Kinder wie Fische im Wasser planschen, bietet die Region die perfekte Mischung aus Abenteuer und Entspannung – na ja, zumindest in der Theorie.

Ankunft in Cheb – die Pension u Vlčků als Auftakt zu allen Abenteuern

Am Abend des 31. Oktober kamen wir in Cheb an und richteten uns in unserer Pension „u Vlčků“ ein. Die Unterkunft war komfortabel und bot einen rustikalen Startpunkt für unser Vorhaben, in den nächsten Tagen mal wieder das Beste aus Ost und West mitzunehmen. Bereits am nächsten Morgen stand der erste Höhepunkt auf dem Plan.

Der Asia-Markt in Cheb – eine Fundgrube für (fast) alles und (fast) echt

Es gibt Leute, die für Märkte nach Thailand oder Vietnam reisen – warum auch, wenn es Cheb gibt? Hier stapeln sich „Markenprodukte“, die mit erstaunlich kreativen Logos und Designs daherkommen. Wer wollte nicht schon immer mal ein „Versace“ T-Shirt tragen, das exakt so aussieht wie „Gucci“? Oder eine Armbanduhr, die angeblich „wasserfest“ ist und vermutlich schon beim ersten Regentropfen die Zeit einfriert? Der Asia-Markt in Cheb lässt Wünsche wahr werden, die man nie zu träumen gewagt hätte.

Ab nach Bečov nad Teplou – Burgruinen und ein Gulasch, das satt macht

Vom asiatischen Shopping-Paradies zog es uns weiter nach Bečov nad Teplou, wo wir die mittelalterliche Burg besichtigten. Das imposante Gebäude mit seinem leicht bröckelnden Charme und der düsteren Geschichte war wirklich eindrucksvoll. Höhepunkt der Führung: der berühmte Schrein des Heiligen Maurus, den man hier wirklich mit dem nötigen Respekt behandelt. Nach all dem Burgflair und Reliquienschau war der Magen leer, und wir fanden ein kleines Lokal in der Nähe. Das Gulasch mit Knödeln war so deftig, dass man sich danach in etwa so elegant fühlte wie der Schrein – etwas schwer und unbeweglich, aber glücklich.

Sokolov – eine Geisterstadt wie aus dem Bilderbuch

Gut gestärkt machten wir uns auf nach Sokolov, um das Schloss zu besichtigen. Das Schloss selbst? Hübsch, schlicht und … ruhig. Tatsächlich schien die ganze Stadt eine Pause einzulegen, oder eher im Winterschlaf zu sein. Nicht nur das Schloss, sondern die komplette Innenstadt wirkte wie ausgestorben. Ob es an der Jahreszeit lag oder das einfach der Charme von Sokolov ist? Das bleibt ein Rätsel, das wir für heute ungelöst ließen. Schnell zurück ins belebte Cheb, wo wir den Tag mit einem Abendessen in der Pension Hannibal abschlossen – endlich wieder ein paar Lebenszeichen.

Siebenquell-Therme Weißenstadt – Wellness für die, die nicht geräuschempfindlich sind

Am Samstag folgte der Höhepunkt: Ein Besuch in der Siebenquell-Therme in Weißenstadt, die für Entspannung und Erholung wie geschaffen sein soll. Dachten wir jedenfalls. Kaum angekommen, wurde klar, dass wir diese Wellness-Oase an einem der heißesten Familientage des Jahres erwischt hatten. Kleinen Wirbelwinden (man könnte auch „Kinder“ sagen) gelang es, jede ruhige Ecke in Beschlag zu nehmen, sodass Entspannung zur Herausforderung wurde. Die vier Stunden im Thermalwasser und den Saunen waren am Ende vielleicht keine spirituelle Erfahrung, aber immerhin wurden wir gut durch gewärmt. Nach all der Ruhe in Sokolov war der lebhafte Wellness-Tempel ein umso größerer Kontrast – für Abwechslung war definitiv gesorgt.

Zwischenstopps im Hammerschloss Leupoldsdorf und Greifvogelpark Katharinenberg

Auf dem Rückweg hielten wir kurz am Hammerschloss in Leupoldsdorf an. Hier konnten wir noch etwas Burg- und Schlossflair aufsaugen und kurz in die Zeit eintauchen, als die Hämmer und Werkstätten in dieser Region blühten. Ein kurzer Abstecher, aber immerhin frei von Fälschungen und Kindergeschrei.

Danach stand der Greifvogelpark Katharinenberg auf dem Plan. Zwischen den imposanten Greifvögeln wurde es dann tatsächlich wieder etwas ruhiger – nur das Rauschen der Flügel und die wissenswerte Präsentation über diese beeindruckenden Tiere begleiteten uns. Ein versöhnlicher Abschluss für diesen besonderen Ausflug!

Heimreise – ein Roadtrip der skurrilen Abwechslungen

Am Sonntag hieß es Abschied nehmen. Mit Eindrücken von „Luxusgütern“, Geisterstädten, Burgen und einem Wellness-Besuch, der uns weniger beruhigt als „belebt“ zurückließ, war die Reise ein voller Erfolg. Für alle, die eine bizarre Mischung aus Geschichte, Konsum und Chaos erleben wollen, können wir das Egerland und Oberfranken wärmstens empfehlen – na ja, zumindest an ruhigen Tagen.

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