Piraten, Karst und Vollpension im Hochsicherheitsbereich

Was als entspannter Tagestrip von Split über Omiš nach Brela begann, entwickelte sich schnell zu einer Mischung aus Piratenromantik, Karstkunde und unfreiwilligem Probewohnen im Hochsicherheitsbereich.

Der Tag begann in Split. Einer dieser Orte, an denen man morgens kurz darüber nachdenkt, ob Weiterreisen wirklich notwendig sind oder ob man nicht einfach behauptet, man gehöre jetzt dauerhaft hierher. Meer, Licht, Ruhe – alles da. Aber wir hatten einen Plan. Also Abfahrt. Ziel: Brela. Und zwar korrekt südöstlich entlang der Küste, nicht nach Norden, nicht irgendwohin, sondern genau da lang, wo Kroatien besonders gerne zeigt, was es kann. Der Verkehr war angenehm entspannt. Offenbar hatten andere Urlauber heute kollektiv beschlossen, woanders im Weg zu stehen.

Erster Halt: Omiš, die legendäre Piratenstadt. Und weil man Dinge bekanntlich nicht halb macht, ging es direkt aufs Wasser. Rauf auf einen Piratenkutter, der schon beim Betreten klarmachte, dass es hier nicht um Luxus geht, sondern um Atmosphäre. Die Bootstour führte flussaufwärts auf der Cetina, hinein in eine Landschaft, die wirkt, als hätte die Natur hier besonders lange und besonders gründlich gearbeitet.

Der Cetina-Fluss hat sich über Jahrmillionen durch Kalkstein-Karst gefressen. Massive, helle Felswände, scharfkantig, unbeirrbar. Karst in Reinform. So viel Kalkstein, dass selbst Corega-Tab hier ehrfürchtig schweigen würde. Ruhig, kühl, beeindruckend – eine dieser Landschaften, bei denen man automatisch leiser wird, auch wenn es niemand verlangt.

Ziel der Bootstour war das Restaurant Radmans Mühle, idyllisch am Wasser gelegen. Mittagessen inmitten von Grün, Flussrauschen und dem beruhigenden Gefühl, dass man hier definitiv nichts falsch gemacht hat. Solide Küche, großartige Lage, genau das Richtige nach der Fahrt. Und wieder einmal bestätigte sich eine wichtige Erkenntnis des Tages: Diese Bootstour sollte man nicht über booking.com buchen. Wer das tut, zahlt vier Euro mehr – für exakt nichts. Direkt am Schiff buchen ist günstiger, ehrlicher und fühlt sich deutlich weniger nach digitalem Wegezoll an.

Unvergessen blieb auch das Boot vor uns: der berüchtigte Sachsen-Express aus Dresden. Eine geschlossene Einheit, präzise organisiert. Kaum angelegt, saßen sie bereits im Restaurant, Bier in der Hand, Essen auf dem Tisch. Wir legten an – sie waren praktisch fertig. Effizienz, die Respekt abnötigt. Man muss das anerkennen.

Nach der Rückfahrt ging es dann erst richtig nach Omiš hinein. Stadtbesichtigung. Enge Gassen, dicke Mauern, Souvenirs mit Totenköpfen und der subtile Eindruck, dass Piraterie hier weniger historisches Kapitel und mehr Marketingkonzept ist. Vorbei ging es auch an der Pirates Kitchen – allerdings nicht zum Essen, sondern streng dienstlich: Fotostopp. Der Name, das Motiv, das Licht – alles passte. Gegessen wurde hier nichts. Prinzipien sind Prinzipien.

Danach folgte der sportliche Teil des Tages: der Aufstieg zur Festung Mirabela (Peovica). Ein Weg, der harmlos beginnt und relativ schnell klarstellt, dass diese Aussicht verdient werden will. Treppen, Stein, Sonne, leise Selbstgespräche. Oben angekommen wird man belohnt: ein Rundumblick über Omiš, Flussmündung und Küste, der eindrucksvoll erklärt, warum Piraten hier früher nicht schlecht organisiert waren. Überblick ist alles.

Erst danach ging es weiter Richtung Breda. Und was soll man sagen: Die Küstenstraße von Omiš nach Brela ist ein absoluter Traum. Geile Kurven, geile Aussichten, dieses permanente Gefühl, man müsste eigentlich alle paar Minuten anhalten, um ein Foto zu machen – lässt es aber bleiben, weil man sonst nie ankommt. Eine Straße, die nicht einfach nur verbindet, sondern begeistert.

Dann: Brela. Unser Hotel. Ein Ort mit dem Charme von Alcatraz, nur dass man stark vermutet, dass die Zellen dort besser ausgestattet waren. Beton, Struktur, Atmosphäre – irgendwo zwischen Hochsicherheitsbereich und Pauschalreise. Zunächst herrschte tote Hose – bis plötzlich sieben Reisebusse aus der bayerischen Provinz eintrafen. Erst Sachsen, jetzt Bayern. Man fragt sich unweigerlich, ob hier heimlich eine nationale Sammelstelle eingerichtet wurde.

Der Arbeitstitel für den nächsten Tag stand damit fest und war nicht mehr verhandelbar:
„Halbpension im Hochsicherheitsbereich“

Für heute allerdings war Schluss. Strand. Meer. Und vielleicht – wenn das Universum gnädig ist – ein Sonnenuntergang deluxe, der kurz vergessen lässt, dass man gerade in einer architektonischen Maßnahme mit All-inclusive-Option gelandet ist.

📌 Infobox: Omiš, Cetina & Brela

🏰 Festungen von Omiš
Historische Piratenstützpunkte mit spektakulärem Blick über Stadt, Fluss und Küste – schweißtreibend, aber lohnend.
👉 Infos zu Fortica & Mirabela

🚤 Bootstour auf der Cetina & Mittagessen
Flussfahrt durch beeindruckende Karstlandschaft mit Ziel an der idyllisch gelegenen Radmans Mühle.
👉 Restaurant Radmans Mühle (Mlinice)

📸 Fotostopp in Omiš
Piratenflair für die Kamera – gegessen wurde hier nichts, aber das Motiv war Pflicht.
👉 Pirates Kitchen (Google Maps)

🏨 Hotel in Brela
Unterkunft mit All-inclusive-Ambitionen und architektonischer Eigenwilligkeit.
👉 Bluesun Hotel Marina, Brela

🪨 Wahrzeichen von Brela
Der berühmte Brela-Stein – Kroatiens meistfotografierter Fels mit Postkarten-Garantie.
👉 Der Stein von Brela

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