Manchmal glaubt man ja, die Nachsaison sei eine Zeit der Ruhe, Entspannung und leer gefegten Altstädte. Tja, willkommen in Split – wo „überlaufen“ noch die höfliche Variante von „Völkerwanderung mit Sonnenhutpflicht“ ist. Wir wollen gar nicht wissen, was hier im Sommer abgeht. Wahrscheinlich hat Diokletian seinen Palast nicht aus Stein, sondern aus purer Verzweiflung gebaut.

Schon nach den ersten Schritten durch die Altstadt war klar: Hier spricht man fließend Deutsch – und zwar in allen Dialektformen zwischen Flensburg und Füssen. Split ist im Prinzip das Kreiswehrersatzamt Dalmatien: Kompakte Reisegruppen mit taktischer Flipflop-Ausrüstung, bewaffnet mit Fotoapparat und Geltütchen, rücken in geordneten Formationen durch die Gassen vor.

Spatzl hätte ja gern den Glockenturm erklommen, um das Getümmel von oben zu betrachten – aber nach ihrer unfreiwilligen Sturzvorstellung gestern meldete das Knie klaren Dienstverweigerungsstatus. 200 Stufen bei 25 Grad? Nein, danke. Das ist eher was für die Einsatzgruppe „Treppen-Spezialkräfte“. Also blieb’s beim Ausblick von unten – ganz gemütlich, mit Eiskaffee und Restwürde.

Apropos Würde: Zwei Studenten in pseudorömischer Tunika lauerten vor dem Palast und verlangten 20 Euro fürs Erinnerungsfoto mit Spatzl. 20 Euro! Für zwei verkleidete Geschichtsstudenten mit Plastikhelm und Gummischwert. Das Mittagessen schlug dann in ähnlicher Kategorie zu Buche – wir landeten bei THE OLDEST AND STILL THE BEST PIZZA IN SPLIT. Essen top, Trinkbegleitung eher nicht empfehlenswert. Die Kugel Eis für 3 Euro rundete das Ganze ab. Über die Kaltgetränke reden wir lieber nicht, sonst wird’s tränenreich.

Trotzdem – Split hat Charme. Zwischen Palastmauern, Palmen und permanentem Preisrausch spürt man, warum alle hierher wollen. Und so lassen wir den Tag ausklingen, irgendwo in einer dieser „Strandpitas“ oder wie man hier die Cafés nennt. Zum krönenden Abschluss gab es ein Abendessen first class im Forketta – zumindest, was die Preise anbetrifft. Ein Mahl für die Sinne und den Geldbeutel, das den Tag mit Stil, Meerblick und einem letzten Hauch von „Kreiswehrersatzamt Dalmatien“ ausklingen lässt.

Für die Übernachtung empfehlen wir das charmante Hotel Blu Iris, wo man nach all den Strapazen endlich die Füße hochlegen und die Gedanken über Legionäre, Treppen und Eispreise sortieren kann.