Am vergangenen Sonntag beschloss ich, mein Wochenende mit einer beschaulichen Radtour von Bettendorf nach Nassau zu bereichern. Die Route war sorgfältig geplant, und ich freute mich darauf, die idyllische Landschaft des Mühlbachtals zu genießen. Spoiler: Es kam anders als gedacht.
Durchs Mühlbachtal: Wo Radler das Schieben lieben
Die Fahrt begann ja noch vielversprechend. Schönes Wetter, frische Luft – der ganze Schmu. Doch dann kam das Mühlbachtal, und ich dachte, ich hätte mich in einen Dschungel verirrt. Der Weg führte steil bergab, was ja an sich schon ein Adrenalinkick ist. Aber der schmale, zugewucherte Pfad setzte dem ganzen die Krone auf. Brennnesseln und allerlei andere stachelige Pflanzen sorgten dafür, dass mein Abenteuer auch noch eine Schmerzkomponente bekam.
Ausgangspunkt: | Bettendorf |
Höhenunterschied: | ➚ 520 m ➘ 520 m |
Anforderungen | mittelschwer |
Einkehr: | nicht nötig |
Dauer: | ca. 2 1⁄2 Stunden |
Länge: | ca. 30,5 Kilometer |
Hier mal ein paar Highlights aus dem Pflanzenreich, die mir besonders Freude bereiteten: Brombeeren, deren Stacheln mich regelrecht umarmten; wilde Rosen, die mir mit ihren Dornen ein prickelndes Erlebnis boten; Schlehen, deren Zweige nicht nur mit Stacheln, sondern auch mit winzigen Früchten aufwarteten; die stechfreudige Stechpalme, die mich angriffslustig anlächelte; und natürlich die Heckenkirsche und der Kreuzdorn, die den Pfad zu einem echten Hindernisparcours machten. Da hieß es also: Absteigen und schieben. Herrlich. Genau das hatte ich mir unter einer erholsamen Sonntagsfahrt vorgestellt.
Die Rückfahrt: Ein Härtetest für Mensch und Maschine
Nachdem ich das Tal der Tränen – Pardon, das Mühlbachtal – hinter mir gelassen hatte, wurde die Fahrt entlang der Lahn erst einmal entspannt. Doch dann kam der Höhepunkt des Tages: der Anstieg zum Hof Obergutenau. Ohne E-Motor und mit einer Steigung von 15 % fühlte sich das an wie ein Bewerbungstraining für die Tour de France. Schieben war hier wieder angesagt. Und wie! Die steilen Anstiege waren der pure Genuss für meine müden Beine und meine inzwischen angeknackste Moral. Aber hey, wer braucht schon Komfort? Schließlich sind wir ja alle hier, um uns selbst zu finden und so.
Fazit: Eine Tour für Masochisten
Die Radtour von Bettendorf nach Nassau war eine beeindruckende und lehrreiche Erfahrung. Vor allem lernte ich, dass meine Planungsfähigkeiten echt noch Luft nach oben haben und unvorhergesehene Schwierigkeiten das Salz in der Suppe sind. Die Strecke durchs Mühlbachtal und der mörderische Anstieg zum Hof Obergutenau waren definitiv fordernd, aber auch unvergesslich. Jeder, der so eine Tour plant, sollte sich auf etliche Schiebepassagen einstellen und ausreichend Wasser und Energie mitnehmen – und vielleicht einen Therapeuten für die mentalen Nachwirkungen.
Für die nächste Tour werde ich definitiv eine andere Route wählen. Vielleicht eine, die weniger Schiebe-Einheiten und mehr tatsächliches Radfahren ermöglicht. Aber trotz aller Strapazen bleibt die Erinnerung an die malerische Landschaft und die überwundene Herausforderung. Und das, meine Freunde, ist das, was das Radfahren für mich so „besonders“ macht.