Alice Weidel erklärt Hitler zum Linken – und mein Großvater Wilhelm rotiert im Grab


Wenn Geschichte biegen ein Sport wäre, wäre das gestrige Interview von Alice Weidel mit Elon Musk ein olympisches Finale. Doch leider reicht es nur für die Disziplin „Peinlichkeit mit Anlauf“.

Gestern also: Alice Weidel, ihres Zeichens Chefin der AfD, durfte in einem Interview mit Elon Musk versuchen, intellektuelle Höhenflüge zu meistern. Doch statt über Remigration oder KI zu philosophieren, landete sie mit einer geradezu bahnbrechenden Erkenntnis auf der Bildfläche: Hitler war links. Ja, Sie haben richtig gelesen. Adolf Hitler, der Posterboy des Rechtsextremismus, soll eigentlich ein verkappter Sozialist gewesen sein.

Mein Großvater Wilhelm, ein strammer Nationalsozialist und als Testpilot am Führerflugplatz Ainring stationiert, hat bei diesem Gedankensprung vermutlich angefangen, in seinem Grab zu rotieren – und zwar mit der Wucht eines Katapultstarts. Wilhelm, der mit einer Ju 87 JATO-Systeme erprobte, um die ominöse Alpenfestung zu verteidigen, soll jetzt von Alice Weidel zum Linken gemacht werden? Wilhelm hätte ihr dazu wahrscheinlich nur eines gesagt: „Dir hat wohl der Schneesturm ins Hirn geweht.“

Das Märchen vom linken Hitler

Doch zurück zum Thema: Warum soll Hitler jetzt links gewesen sein? Weidel erklärte das ungefähr so: Sozialpolitik hier, 1.-Mai-Feiertag da, und überhaupt hieß die NSDAP ja „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“. Die Logik ist ungefähr so solide wie ein Kartenhaus in einem Orkan.

Selbst mein altes Geschichtsbuch aus der Schule weiß: Der Nationalsozialismus war eine zutiefst rechte Ideologie. Totalitarismus, Antisemitismus, Militarismus und die Definition von „Volksgemeinschaft“ – alles Dinge, die Linke normalerweise nicht so super finden. Aber gut, warum sich mit historischen Fakten aufhalten, wenn man ein ideologisches Narrativ basteln kann?

Warum nicht Björn Höcke fragen?

Dabei hätte Weidel doch nur kurz bei Björn Höcke, ihres Zeichens Parteikollege und ehemaliger Geschichtslehrer, durchklingeln müssen. Der hätte ihr – zumindest rein theoretisch – eine Nachhilfestunde in historischer Einordnung geben können. Stattdessen plappert sie hirnlos den Schwachsinn von Jan Fleischhauer nach, als wäre er das neue Evangelium. Aber gut, vielleicht wollte sie einfach „auf Nummer sicher gehen“ und dachte sich: „Wenn schon peinlich, dann richtig.“

Musk bleibt stumm – vielleicht aus gutem Grund

Elon Musk, der sonst nicht gerade für Zurückhaltung bekannt ist, hielt sich bei Weidels Geschichtskurs erstaunlich bedeckt. Vielleicht, weil er gerade überlegte, wie er die Worte „Hitler war links“ in einen Algorithmus für seinen neuen Tesla-Autopiloten übersetzen kann. Oder weil er, wie viele andere, schlicht sprachlos war.

Was wäre, wenn …

Es bleibt die Frage: Was wollte Alice Weidel mit dieser Behauptung eigentlich erreichen? Vielleicht, dass man die AfD als legitime Erben linker Ideale sieht? So nach dem Motto: „Wir sind gar nicht rechts, wir machen nur auf rechts, aber eigentlich sind wir wie Opa Wilhelm.“ Aber sorry, Frau Weidel, das können Sie den Fischen im Rhein erzählen, nicht aber jemandem, der ein Geschichtsbuch öffnen kann.

Eine Einladung an die Wissenschaft

Falls jemand aus der historischen Zunft Lust hat, diesen Unsinn zu entkräften: Bitte mit Glück auf und frohem Herzen. Ian Kershaw, Richard Evans oder auch ein engagierter Geschichtslehrer – die Argumente liegen bereit. Aber ganz ehrlich, man braucht nicht mal einen Professorentitel, um zu sehen, dass dieser Versuch einer Umdeutung etwa so glaubwürdig ist wie eine Einladung zum Kaffeekränzchen von Marie Antoinette.

Wilhelm, wir machen das schon

Lieber Großvater Wilhelm, keine Sorge, wir lassen uns deine Ideologie nicht von Alice Weidel und ihren alternativen Fakten umdeuten. Dass du alles andere als ein Linker warst, bleibt so klar wie der Nachhall deiner Katapultstarts in Ainring. Ruhe in Frieden, während wir uns mit Humor und Fakten gegen diesen Unsinn wehren.

In diesem Sinne: Weitergehen, Weidel. Hier gibt es nichts zu sehen – außer einem gewaltigen Fauxpas, den wir uns als kleine humoristische Wegmarke für „Wandern, Warten, Wahnsinn“ notieren.

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