Der Familien-Admin und das Update-Desaster XXL

Warum Technikprobleme manchmal nur mit einem Exorzisten lösbar scheinen. Es gibt Tage, da hat man als Familien-Admin einfach die A-Karte gezogen. Man will nur seinen Sonntag genießen – vielleicht ein bisschen Wandern, eine Modelleisenbahn optimieren oder einfach mal nichts tun – aber stattdessen wird man wieder einmal in den digitalen Dschungel gerufen, weil ein Rechner streikt. Und dann ist es nicht irgendein Problem, nein! Es ist das Problem. Das, bei dem die Technik nicht nur versagt, sondern Dich gleich mit ins Verderben zieht.

Das Drama begann, wie es immer beginnt: mit einem Anruf. „Du bist doch der Experte, oder?“ Ein Satz, der für jeden Familien-Admin schlimmer ist als jede Fehlermeldung. Diesmal war es ein Ubuntu-Desktop, der nach einem Update auf die neue LTS-Version in die Knie gegangen war. Alle Einstellungen weg. Alle Anpassungen weg. Treiber? Auch weg. Kurz gesagt: Der PC hatte sich einmal selbst neu erfunden – allerdings nicht im positiven Sinne.

Natürlich hätte man sich jetzt einloggen können, um das Chaos aus der Ferne zu beseitigen. Hätte. Denn AnyDesk, diese großartige Software, die normalerweise die Rettung aus der Ferne ermöglicht, hatte das Update gleich mit in den Abgrund gerissen. Stattdessen bekam ich am Telefon kryptische Fehlerbeschreibungen: „Da steht irgendwas mit Kernel. Oder Kernel Panic? Was ist das überhaupt? Hört sich böse an!“

Normalerweise wäre ich in so einer Situation ins Auto gesprungen, einmal quer durch Deutschland von Bettendorf in die Hallertau. Aber, Überraschung: Meine Fernbrille zum Autofahren war ebenfalls im Eimer. Und 600 Kilometer mit einer kaputten Brille? Keine gute Idee. Es sei denn, ich wollte das nächste Desaster gleich in Form eines Staus oder eines Zeitungsartikels einleiten: „Techniker fährt ohne Brille in den Wahnsinn – und in den Gegenverkehr.“

So blieb nur der Fernsupport per Telefon. Eine echte Herausforderung, wenn Dein Gegenüber am anderen Ende der Leitung weder weiß, was ein Terminal ist, noch, wo die rechte Maustaste zu finden ist. Die Highlights:
„Schreib mal ’sudo apt-get update‘ ins Terminal.“
„Ins was?“
„Terminal. Dieses schwarze Fenster.“
„Ah, ja, das hab ich! Okay, was soll ich da reinschreiben?“
„sudo apt-get update.“
„Wie schreibt man sudo? Mit einem ‚z‘?“
„Nein, mit ’s‘ wie Sonne.“
„Ah, okay. Ich glaub, ich hab’s falsch gemacht.“

Irgendwann kommt man an den Punkt, an dem man merkt: Das ist nicht mehr Fernwartung, das ist spirituelle Seelsorge. Ich überlegte kurz, ob ich einen Priester anrufen sollte, um den Rechner zu exorzieren.

Nach zwei Stunden aufreibendem Telefonat war klar: Der PC war nicht mehr zu retten – zumindest nicht aus der Ferne. Alle gut gemeinten Anleitungen und Erklärungen waren verpufft. Stattdessen kam der Vorschlag: „Soll ich nicht einfach Windows installieren? Das kenn ich besser.“ Ein Satz, der mir den Rest gab. Noch schlimmer als das Desaster war die Idee, dass all meine Linux-Liebe durch ein bisschen Windows-Installer-Schmeichelei ersetzt werden sollte.

Liebe Familie, falls Ihr das lest: Wenn Ihr das nächste Mal ein großes Update macht, denkt an ein Backup. Und wenn Ihr nicht wisst, wie man ein Backup macht, fragt vorher – nicht hinterher. Und wenn Euer Techniker gerade keinen Fernzugriff und keine Brille hat, sucht Euch einen anderen. Oder stellt Euch der Realität: Manchmal ist ein kaputter PC einfach ein Wink des Schicksals, dass Ihr mal wieder ein Buch lesen solltet.

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