Früher war alles besser. Sagt man ja so. Und spätestens seit Rudi Carrell 1975 öffentlich danach fragte, wann es „mal wieder richtig Sommer“ wird, haben wir einen nostalgisch-melodischen Beweis dafür, dass es auch damals schon geregnet hat. Der Unterschied zu heute? Damals war der Regen wenigstens nicht mit Meereswarmwasser aus dem Atlantik angereichert.
Denn während wir hierzulande im Juli 2025 die Gummistiefel anbeten, weil der Rasen mehr Pilze trägt als ein Biomarkt, schwitzt der Atlantik. Und zwar gewaltig. Die Wassertemperaturen sind mancherorts bis zu 5 Grad zu hoch – was bei einem Ozean nicht „etwas über Zimmertemperatur“ heißt, sondern: „Hilfe, das Ding kocht über.“
Und was passiert, wenn ein Ozean zu warm ist?
Dann verdunstet mehr Wasser. Mehr Wasserdampf in der Luft heißt: mehr Feuchtigkeit, mehr Energie, mehr Regen, mehr Unwetter – und mehr Nervenzusammenbrüche bei Leuten, die noch an so etwas wie stabile Wetterlagen glauben.
Und nein, das ist kein Zyklus, kein „natürliches Auf und Ab“ und schon gar kein „Früher war’s auch mal heiß“. Wer das behauptet, hat entweder seit 30 Jahren keinen Globus mehr angefasst oder bezieht seine Informationen direkt aus Telegram-Gruppen mit Namen wie „Chemtrails & Chill“.
Der Atlantik ist zu warm. Und das ist kein Gefühl, sondern eine wissenschaftlich messbare Tatsache, die aktuell zu verheerenden Veränderungen führt. Die Zirkulationssysteme des Wetters – etwa das Azorenhoch – werden durch diese Wärme regelrecht durcheinandergebracht. Was früher mal eine schöne, trockene Sommerlage in Mitteleuropa war, ist heute ein wanderndes Feuchtbiotop mit Starkregenneigung und Gewittergarantie.
Aber klar: Das kann ja gar nichts mit dem Klimawandel zu tun haben. Schließlich war’s 1975 auch mal warm. Und der Atlantik – der macht so etwas bestimmt öfter. Klar. Und Elvis lebt im Keller von Angela Merkel.
Statt also wissenschaftliche Fakten ernst zu nehmen, schießen sich viele auf Rudi Carrell ein. Der wollte schließlich auch nur Sonne. Vielleicht hätte er den Text besser mit einem Disclaimer versehen: „Dieser Wunsch kann Spuren von Realitätsverlust enthalten.“
Fazit? Der Atlantik kocht, das Wetter spinnt, der Sommer fällt aus – und der Klimawandel sitzt derweil mit Sonnenbrille im Schatten und lacht sich kaputt über unsere Diskussionen, ob das alles „wirklich menschengemacht“ ist.
Aber hey – der nächste Sommer wird bestimmt besser. Oder der danach. Oder wir fangen einfach an, etwas zu ändern. Falls das mit dem Denken noch nicht ganz verlernt ist.
Quellen: Copernicus Climate Service, LiveScience zur marinen Hitzewelle, Financial Times