Nussknacker, Weihnachtspyramide und Weihnachtssterne, Lebkuchen und Glühweinstände – Weihnachtsmärkte haben nichts an Ihrer Faszination verloren. Nach der Pandemie strömen wieder die Massen auf die Märkte, so auch in Michelstadt.
Erst Schnee, dann Tauwetter. Die letzten Wochen hatten wettermäßig viel zu bieten. Nur zum Wandern oder Radfahren hat es nicht unbedingt eingeladen. Und ich bin sicher nicht der Einzige, der bei dem Sauwetter der letzten Wochen lieber zu Hause geblieben ist oder wäre. Mir spielte obendrein ein dickes Knie einen Strich durch die Rechnung, welches ich mir auf meinem Stadtrundgang durch Nürnberg zugezogen hatte. Bericht dazu wird in den nächsten Tagen folgen.
In der Zwischenzeit war ich nicht untätig und habe mir stundenlang YouTube-Videos zum Thema Fotografie hereingezogen. Weil das nicht reicht, habe ich mich durch die große Fotoschule der Reisefotografie gearbeitet. Was soll ich sagen? Ja, ein paar wertvoller Tipps habe ich gefunden. Wirklich weitergebracht hat es mich leider nicht. Mein Spatzl und ich reisen nicht für das perfekte Foto. Wir wollen schöne Momente erleben und diese mit Smartphone und Kamera festhalten. Wahrscheinlich wie die meisten der Menschen da draußen.
Dazu zählt auch, dass man nicht immer zum perfekten Zeitpunkt, mit dem perfekten Licht und der perfekten Stimmung an einem Ort sein kann. Das unterscheidet uns von professionellen Reisefotografen, die viel Zeit in die Planung für das eine perfekte Foto stecken und dann in Ihren Büchern davon schwärmen, dass sie viel von den Menschen und Ihrer Kultur in fremden Ländern erleben. Wahr ist, dass sie viele schöne und spektakuläre Orte sehen und für uns auf ihren Bildern festhalten, damit wir diese bewundern können. Ob auf solchen Reisen viel Zeit für andere Dinge bleibt, wage ich an dieser Stelle zu bezweifeln.
- Was ist das Ziel der Reise? Welche Fotos erwarte ich von der Reise?
- Wie „tief“ möchte ich einsteigen? Wie ernst meine ich es?
- Welche Ressourcen habe ich (Zeit, Geld, Equipment (Ausrüstung))?
Die Fragen aufgestellt vom Profi machen eins mehr als deutlich. Reisefotografen geht es bei ihren Reisen um das Bild und nicht um die Reise. Das eine Bild ist es, was am Ende zählt und Geld in die Tasche spült. Aber reist Olga mit ihrem Smartphone im Gepäck durch die Welt, um perfekte Bilder zu schießen? Maximal fällt die osteuropäische Kreditkartenvernichtungsperson damit auf, sich bei jeder Gelegenheit ins Bild zu drängeln, um selbst den besten Blick auf das Motiv zu haben. Obendrein erhalten die mit dem Smartphone gemachten Schnappschüsse in den sozialen Bedürfnisanstalten mehr Aufmerksamkeit, als die mit der mehrere tausend Euro teuren gemachten Spiegelreflexkamera.
Mal ehrlich – hat Mann oder Frau auf Fahrradtouren oder beim Besuch eines Weihnachtsmarktes immer die Ruhe, Zeit und Geduld, die perfekte Komposition für ein Bild zu finden. Man sieht etwas, greift zu dem, was gerade greifbar ist und drückt ab. Klar, dabei kommen in der Regel ziemlich langweilige Fotos heraus. Peinlich wird es nur, wenn Spatzl mit Ihrem Smartphone abends das schönere Foto präsentiert, nur weil bei einem der Autofokus bei offener Blende 2.8 ausgerechnet den falschen Punkt fokussiert. Vor dem dämlichen Weihnachtsmann, mit seinen scheiß Rentieren, befand sich zwischen zwei der blöden Viecher ein Band quer im Bild. Wie ging das mit dem manuellen Fokus noch mal?
Egal – Weihnachtsmärkte werden nicht besser durch den übermäßigen Genuss erhitzten, billig gepanschten Rotweins, der dabei die Hälfte seiner berauschenden Wirkung beraubt wurde und zu überteuerten Preisen feilgeboten wird. Der Verzehr von Schweinesteaks im Brötchen kostet ein Vermögen und raubt einem den Rest der vorweihnachtlichen Stimmung. Falls diese überhaupt bei frühlingshaften Temperaturen aufkommen mag. Wenn schon das Feeling im Arsch ist, wie sollen dann stimmungsvoller Bilder entstehen?