Wanderung zur Klosterruine Brunnenburg – oder: Wie ich zwischen Blasen an den Füßen und Krankenhausflair den perfekten Moment fand

Am 15. September 2024 machte ich mich auf eine epische Wanderung von Laurenburg zur Klosterruine Brunnenburg. Eine Solo-Tour, um den Kopf freizubekommen und vielleicht ein wenig Klarheit über die wichtigsten Fragen des Lebens zu gewinnen. Mein Spatzl lag zu diesem Zeitpunkt in der Klinik, und während andere wohl Blumen oder Schokolade mitbringen würden, entschied ich mich, den Tag mit einer Wanderung zu beginnen – wie man das eben so macht, wenn man ein Händchen für romantische Planung hat.

Der Weg war eigentlich ganz schön. Die Sonne zeigte sich bisweilen, und die Natur schien sich zu bemühen, mich auf andere Gedanken zu bringen. Von Laurenburg aus ging es durch Wälder und entlang von Wiesen, immer wieder begleitet vom Anblick der Burg Laurenburg. Sie thronte hoch über dem Lahntal, als würde sie mich bei jedem Schritt fragen: „Bist du wirklich sicher, dass du bereit bist, diese Frage zu stellen?“

Ausgangspunkt:Laurenburg
Höhenunterschied:➚330 m ➘330 m
Anforderungenmittelschwer
Einkehr:keine
Dauer:ca. 3 1⁄4 Stunden
Länge:ca. 11 Kilometer

Je näher ich der Klosterruine Brunnenburg kam, desto ernster wurde mein innerer Monolog. Ich überlegte mir, ob ein Antrag in einer alten Klosterruine nicht irgendwie originell wäre. Man stelle sich vor: „Willst du mich heiraten?“ mit einer Kulisse aus verfallenem Mauerwerk und modrigem Charme. Aber bevor ich dazu kam, eine spontane Rede zu üben, wurde mir klar, dass ich dort allein war. Und ein Antrag an die Bäume wäre dann doch bis zu einem gewissen Grad zu symbolträchtig, selbst für mich.

Am Aussichtspunkt Lahntalblick hielt ich inne und ließ den Blick über das Tal schweifen. Ein grandioser Ausblick, keine Frage, aber was nützt ein schöner Moment, wenn man ihn mit niemandem teilen kann? Es fühlte sich an, als würde ich dort auf den richtigen Augenblick warten, aber der saß nun mal im Krankenhausbett. Also machte ich mich wieder auf den Weg zurück nach Laurenburg, fest entschlossen, mein Vorhaben noch am selben Tag umzusetzen – allerdings nicht auf einem Felsen, sondern an einem Ort, der alles andere als idyllisch war: der Klinik.

Nach der Wanderung fuhr ich direkt ins Krankenhaus. Verschwitzt, mit Blasen an den Füßen und einem Herz, das vor Aufregung schneller klopfte, als es die Wanderung je geschafft hätte. Und dort, zwischen sterilen Wänden und dem typischen Krankenhausgeruch, ging ich auf die Knie (okay, eher vorsichtig auf ein Knie, denn der Boden war kein bisschen weniger uneben als auf dem Wanderweg). Ich stellte meinem Spatzl die Frage aller Fragen. Kein Panorama-Ausblick, keine Ruine, kein dramatischer Sonnenuntergang – nur wir zwei, mitten im Krankenhausflair.

Und was soll ich sagen? Sie hat „Ja“ gesagt. Der Moment war vielleicht nicht perfekt, aber er war echt. Am Ende war es weniger die Kulisse, die zählte, als vielmehr die Tatsache, dass wir diesen Schritt gemeinsam gehen wollen. Und ganz ehrlich, welcher Antrag kann schon von sich behaupten, so viele Höhen und Tiefen an nur einem Tag erlebt zu haben?

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