🚲 Falsch abgebogen – das war doch die Radtour!

Oder: Warum man auf dem Loreley–Aartal–Radweg zwischen Wandern, Warten und Wahnsinn entscheiden muss.

Der Loreley–Aartal–Radweg – klingt idyllisch, fast romantisch. Ein Hauch von Rhein, ein bisschen Geschichte, dazu die Aussicht auf einen gut ausgebauten Radweg entlang alter Bahntrassen. Was kann da schon schiefgehen?

Spoiler: Alles – sobald man Hahnstätten verlässt.

Denn genau dort, hinter dem netten kleinen Ort, wartet ein Anstieg, der in keinem Reiseführer vorkommt, weil man sonst Radfahrer abschrecken würde.
16 Prozent Steigung. Kein Geländer. Keine Gnade.

Erste Runde: Schieben mit Stil

Ich war sportlich unterwegs – Trainingstour, schönes Wetter, guter Plan.
Und dann kam dieser Hang.
Ich hab’s versucht. Ich habe gekurbelt. Ich habe geflucht.
Und dann habe ich geschoben.

Nicht heldenhaft, aber mit Haltung.
Manchmal muss man wissen, wann Schluss ist – auch wenn das GPS noch sagt: „Nur noch 60 Meter.“

Zweite Runde: Ich komme wieder – und diesmal anders

Wo andere vergessen, da fängt bei mir das Ehrgefühl an.
Also bin ich ein paar Wochen später erneut gestartet.
Gleiche Strecke, gleiches Wetter – aber diesmal mit dem festen Vorsatz: Ich bleibe im Sattel.

Und ich hab’s geschafft.
Oben angekommen war mir schwindelig, die Lunge hing irgendwo hinter dem Brustbein, und das Blut hatte sich in den Oberschenkeln festgesetzt.
Aber ich war oben.
Ohne Abstieg. Ohne Notruf. Ohne Restwürde – aber mit Stolz.

Was diesen Radweg so „besonders“ macht

Der Loreley–Aartal–Radweg nutzt stellenweise die Trasse der ehemaligen nassauischen Kleinbahn – zwischen St. Goarshausen und Bogel radelt man entspannt dahin, bei moderater Steigung von maximal 4 %.
Im Vergleich zum 16. %-Anstieg hinter Hahnstätten wirkt das wie eine Fahrrad-Autobahn.

Doch warum dieser entspannte Verlauf nicht konsequent weitergeführt wurde, bleibt ein Rätsel.
Denn was danach kommt, ist nicht etwa ambitioniert – sondern eher ein stiller Hilferuf nach einem Planungs-Update.
Man hat fast das Gefühl, der Rest der Strecke sei nach dem Motto entstanden:

„Hauptsache irgendwie hoch, egal wie.“

Die nassauische Kleinbahn kannte wohl noch so etwas wie Rücksicht auf Steigungsprozente – heutige Planer offenbar nicht.

Fazit:

Der Loreley–Aartal–Radweg ist wie ein schlechter Witz:
Am Anfang lacht man, in der Mitte kämpft man, und am Ende weiß man nicht, ob man weinen oder stolz sein soll.

Für Genussradler ist er eine Herausforderung.
Für Sportliche ein Trainingslager.
Und für mich? Ein Kapitel mehr in der Serie Wandern, Warten, Wahnsinn.

PS: Das Beitragsbild zeigt das Höhenprofil der Tour – den dramatischen Zacken nach Hahnstätten inklusive. Kein Filter. Kein Witz.

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