7.000 € Radtechnik – und ich schiebe wie 1981

Es war einmal ein Pfingstmontag. Mein Spatzl und ich sattelten unsere modernen Drahtesel zu einer gemütlichen Ausfahrt. Sie auf ihrem flotten Specialized Como mit eingebautem Rückenwind, ich auf meinem robusten Winora ZAP – Biobike, wohlgemerkt. Als Backup-Gedanke hatte ich zumindest den Akku meines Specialized Vado vorher noch mal ordentlich geladen. Man weiß ja nie. Spoiler: Man weiß wirklich nie.

Die Tour selbst? Herrlich. Landschaft, Sonne, milde Temperaturen, mein Spatzl auf elektrifizierten Flügeln, ich mit Muskelkraft wie einst in den 80ern. Und dann kam der Moment, der alles veränderte: die Rückkehr in den Alltag der E-Mobilität.

Erstes Drama: Der Akku des Como will nicht mehr raus.

Also nicht im Sinne von „leer“ oder „tiefentladen“ – sondern ganz banal: mechanisch fest. Vielleicht beleidigt. Vielleicht verschweißt mit dem Rahmen. Vielleicht einfach ein Fall von „Ich bleib’ jetzt hier.“
Ich ziehe, ich rüttele, ich fluche. Spatzl beobachtet das Spektakel mit dieser Mischung aus Sorge und subtiler Genugtuung. Ergebnis: Akku bleibt drin. Bewegungsresistenz auf höchstem Niveau.

Zweites Drama: Mein Akku vom Vado.

Weil ich clever bin, hatte ich vorsorglich auch meinen eigenen E-Bike-Akku an die Ladestation gehängt. Man weiß ja nie (wie schon erwähnt!). Aber als wir nach der Tour wieder zu Hause waren, leuchteten nur drei von vier LEDs. Die Dritte hatte anscheinend frei. Und das Schlimmste: Die LEDs am Akku gingen nicht mehr aus. Ich warte. Ich drücke. Ich starre. Nichts. Ich halte ihn ans Ohr (man wird ja wohl noch hoffen dürfen). Tot. Akku tot. LED tot. Stimmung irgendwo zwischen resigniert und sarkastisch. Ich stecke ihn ins Rad – nichts. Keine Lebenszeichen, kein Zucken, kein elektrischer Funken Hoffnung. Und weil es keinen Ersatzakku gibt, war’s das dann auch mit „schnell nochmal los“. Oder überhaupt los.

Investition: Rund 7.000 Euro für zwei Räder. Laufzeit: Weniger als zwei Jahre. Langlebig? Hochwertig? Zukunft der Mobilität? Vielleicht, wenn man in Zukunft alles schiebt.

Und da war er wieder, der Moment der Erkenntnis. Ich stand da – mit meinem modernen Hightech-Akku-Ziegelstein in der Hand – und fühlte mich zurückversetzt ins Jahr 1981.

Meine erste große Radtour. Von Freising nach Plankstadt und zurück über 720 Kilometer. Damals auf einem 27-Zoll-10-Gang-Rad der Marke Mars, Quelle-Katalog, Seite 843. Kein Motor, kein Display, kein Akku. Nur Stahlrahmen, Zahnräder – und jugendlicher Wahnsinn. Und das Beste? Es funktionierte. Immer – okay, fast immer. Ohne App. Ohne Update. Ohne Firmware-Fehlercode 83.

Fazit:

Die Technik hat sich weiterentwickelt. Das Schieben leider auch.

Wer heute ein E-Bike für 3.500 € kauft, bekommt ein hochvernetztes Lifestyle-Produkt mit integriertem Technologierisiko.

Zuverlässigkeit? Na ja. Nachhaltigkeit? Theoretisch.

Und wenn was nicht funktioniert, hilft nur eins: schieben. Genau wie 1981. Nur dass es damals wenigstens niemand „Smart Mobility“ genannt hat.

Also vielleicht doch wieder Mars. Oder Winora ZAP.

Ein Rad, ein Mensch, ein Ziel. Ohne Drama. Ohne Display. Nur du und der Weg.

Wie 1981. Nur mit besserem Sattel.

Anmerkung zum Schluss:

Diese Geschichte ist nicht ausgedacht. Sie ist exakt so passiert – an diesem Pfingstmontag, irgendwo zwischen Ladekabel und Ladehemmung.

Und bevor jetzt jemand denkt, das sei ein wütender Rundumschlag gegen E-Bikes: Nein.

Mein Spatzl liebt ihr Specialized Como und möchte kein anderes Fahrrad für unsere gemeinsamen Touren.

Es geht nicht um E-Bikes an sich – sondern um den ganz normalen Wahnsinn, der passiert, wenn Technik nicht das tut, was sie soll.

Also: kein Beaf, kein Bashing. Nur eine Momentaufnahme zwischen Akku und Ironie.

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