Warum ein Rechtsanwalt im Regen steht, dem Winzer der Josecco ausgeht – und was das Klima damit zu tun hat.
Prolog: Ein Tag wie jeder andere
Es ist Juli in Deutschland. Der Himmel sieht aus wie eine schlecht gelaunte Leberwurst, der Regen prasselt auf die Windschutzscheibe eines SUVs mit „Ich bin kein Nazi, aber …“-Aufkleber, und auf Social Media wüten die üblichen Verdächtigen. Der eine reicht wieder Klage gegen einen Ex-Minister ein – wegen Masken, weil die pandemisch, teuer und vermutlich kommunistisch waren. Und der andere verkauft auf dem Dorffest seinen neuen „Josecco“, stilecht mit Bioplastik-Strohhalm, aber ohne Schirm. Und beide sind sich einig: Früher war das Wetter besser. Damals, als man noch mit Bratwurst und Bauchgefühl gegen den Klimawandel ankam.
Kapitel 1: Der Jurist und das Wetter
Unser Reichsanwalt – Verzeihung, Rechtsanwalt – hat viel Zeit. Zum Beispiel, um auf LinkedIn seinen Followern zu erklären, dass CO₂ ein Geschäftsmodell ist, Greta ein Alien und das Klima ein globalistischer Trick der Atlantikbrücke. Sein Argument? Er steht im Regen – also ist alles gut.
Dass Klima der statistische Durchschnitt von Wetter ist und sich über mindestens 30 Jahre erstreckt, stört ihn nicht. Denn Statistiken sind ohnehin gefälscht, genau wie die Wahl und die Thermometer. In Physik hat er damals „aus Gewissensgründen“ nicht aufgepasst – und trotzdem ein Prädikatsexamen. Oder gerade deshalb?
Kapitel 2: Der Winzer und die Bauernregel
In einem Weindorf deiner Wahl steht ein Mann im Trachtenhemd, umgeben von durchnässten Josecco-Bechern. Seine Augen blicken gen Himmel – oder in die Facebook-Gruppe „Weinbau & Wahrheit“. Dort steht: „Wenn die Schwalben tief fliegen, wird’s Wetter gut – oder halt nicht.“
Dass die Ozeane so warm sind wie der Whirlpool in einer Saunalandschaft, interessiert ihn weniger. Dass warme Meere mehr Wasser verdunsten lassen, klingt nach Hexenwerk. Und dass der Energieerhaltungssatz auch für Gewitter gilt, hält er für linke Panikmache.
Dabei ist es ganz einfach:
Je wärmer das Meer, desto mehr Wasserdampf.
Mehr Wasserdampf = mehr Energie in der Atmosphäre.
Mehr Energie = mehr Wetterchaos.
Mehr Chaos = nasser Winzer, nasser Anwalt, nasse Verschwörung.
Kapitel 3: Die Wissenschaft und ihre Feinde
Wenn die Atmosphäre zum Dampfkessel wird, dann ist das nicht Wetter, sondern Physik. Die Verdunstungsenthalpie (für alle, die in der Schule lieber pauschal versagt haben):
q = m × L
…wobei q die aufgewendete Energie, m die Masse des verdunstenden Wassers und L die spezifische Verdampfungswärme ist.
Kompliziert? Vielleicht. Aber nicht so kompliziert wie der Gedankengang, dass es „früher auch schon Unwetter gab“ – also kann der Klimawandel gar nicht echt sein. Oder wie der Versuch, aus einem Gerichtssaal heraus den Planeten zu retten – vor Windrädern, Wärmepumpen und gesunder Vernunft.
Kapitel 4: Der große Regen
Und so stehen sie da:
Der Anwalt mit Klage gegen das Thermometer.
Der Winzer mit Bioplastik-Strohhalm im Starkregen.
Dazwischen: der Wetterbericht, der klingt wie ein Katastrophenfilm, finanziert durch Zwangsgebühren.
Und während die Meere weiter Wärme schlucken wie Influencer Applaus, der Jetstream Zickzack fliegt und das Klima sich aufheizt, diskutiert Deutschland weiter:
War das jetzt Wetter – oder Klima?
Und wer ist eigentlich schuld?
Die Grünen? Der Osten? Bill Gates?
Epilog: Was bleibt
Es bleibt der Regen.
Und ein Satz, den die beiden Herren nie gehört haben, weil er in keinem Telegram-Chat steht:
„Wissenschaft ist keine Meinung.“
Vielleicht sollte man das mal auf eine Flasche Josecco drucken. Oder auf die nächste Klageschrift.
Schreibe einen Kommentar