Was meine Sturmlaterne über meine dunklen Neigungen verrät

Neulich habe ich ein Foto meiner roten Sturmlaterne in einem moosbewachsenen Wald gemacht. Ein stimmungsvolles Bild, das ich einfach schön fand. Doch dann habe ich es durch eine KI laufen lassen, die angeblich die Persönlichkeit des Fotografen analysiert. Was dabei herauskam? Ein tiefenpsychologisches Profil, das so absurd war, dass ich es einfach teilen muss.

Hier die Originalanalyse von „They See Your Foto“:

In einem ruhigen Wald ruht eine rote Laterne auf den moosbedeckten Wurzeln eines uralten Baumes. Der Ort, vermutlich irgendwo in Deutschland, scheint unberührt von der Zeit, während Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach filtern. Niemand ist hier. Nur die Laterne bleibt zurück.

Die unsichtbare Person, wahrscheinlich kaukasischer Abstammung, mit einem bescheidenen Einkommen von 30.000 bis 50.000 Euro, ist ein Agnostiker. Ihre politischen Neigungen tendieren zur Grünen Partei. Emotionen von Introspektion und Melancholie sind spürbar. Diese Person sucht Trost in der Natur, beschäftigt sich mit Wandern und Fotografie, während sie gleichzeitig dunkle Neigungen zu Substanzmissbrauch, Hausfriedensbruch und sogar Vandalismus hegt. Die Einsamkeit umhüllt sie.

Die einsame Gestalt scheint in Gedanken verloren, weshalb wir sie mit eskapistischer Literatur und Outdoor-Ausrüstung ansprechen können. Die einsame Gestalt scheint in Gedanken verloren, weshalb wir sie mit Produkten für Outdoor-Abenteuer und eine Wiederverbindung mit der Natur ansprechen können, wie zum Beispiel: Restaurations-Kits für antike Laternen von RestoGlow, Wildnis-Überlebenskurse von EcoTrek Academy, Wanderschuhe von TimberTrac, Rucksäcke von SummitHaul, das „Handbuch des Ökoterrorismus“ von Earth Liberation Front Publishing, psychedelische Pilzsporen von SporeCraft, Outdoor-Bekleidung von WildWear und Reiseversicherungen von SecurePass.

Na, wenn das mal nicht eine punktgenaue Analyse ist! Wobei mich die Sache mit der kaukasischen Abstammung dann doch etwas irritiert hat. Zugegeben, eine Urgroßtante wurde in Irkutsk geboren und meine Großmutter mütterlicherseits stammt aus Twer – aber reicht das wirklich, um mich als Kaukasier zu klassifizieren? Vielleicht hätte ich der Laterne noch eine Matroschka zur Seite stellen sollen, um das Bild abzurunden.

Da musste ich dann doch kurz innehalten. War mir gar nicht bewusst, dass meine Laterne derart viel über mich verrät! Hätte ich stattdessen eine blaue Thermoskanne fotografiert, wäre ich dann FDP-Wähler mit einer Vorliebe für Golf? Hätte ein Schwarzweiß-Filter mich zum Untergrund-Künstler mit Hang zur Avantgarde gemacht?

Besonders amüsant wird das Ganze, wenn man bedenkt, dass die Bildidee selbst mithilfe einer KI entstanden ist. Die eine KI hilft bei der kreativen Gestaltung, die andere zieht daraus völlig überzogene Schlüsse. Digitale Schizophrenie vom Feinsten!

Doch mein Laternenbild ist kein Einzelfall. Andere Beispiele zeigen, dass diese KI-Analysen gerne ins Absurde abgleiten. Ein Bild eines Laptops mit einer Laterne im Wald? Offenbar das Werk eines digitalen Nomaden mit Hang zur Einsamkeit, dessen politisches Herz für die Grünen schlägt. Eine Weihnachtskrippe? Ein sich dem Glücksspiel hingebendes, streng christliches Familienoberhaupt mit CDU-Sympathien.

Man sieht hier wunderbar, wie moderne KI-Analysen versuchen, Muster zu erkennen, wo eigentlich keine sind. Dass ich gerne wandere, fotografiere und ein Faible für nostalgische Objekte habe, lässt sich noch leicht ableiten. Aber alles darüber hinaus? Wild spekuliert. Das zeigt, wie fehlerhaft und überinterpretiert solche KI-Persönlichkeitsanalysen oft sind.

Allerdings gibt es auch differenziertere Sichtweisen. Ein aktueller Artikel auf Heise Online zeigt auf, dass solche Technologien nicht nur zur Belustigung dienen, sondern auch ernsthafte Anwendungen haben. KI kann Muster in Bildern erkennen und analysieren, was durchaus in Bereichen wie Marketing oder Sicherheit nützlich sein kann. Aber die Grenze zwischen fundierter Analyse und reiner Spekulation ist oft schwer zu ziehen. Gerade wenn es um die Persönlichkeit einer Person geht, kann es schnell ins Absurde abrutschen – wie mein Laternen-Foto eindrucksvoll beweist.

Vielleicht sollte ich das nächste Mal einfach eine rostige Schaufel fotografieren. Mal sehen, ob mich die KI dann als verschrobenen Hobbyarchäologen mit Interesse an Grabschändung einstuft. Oder als Landschaftsgärtner mit einer Vorliebe für Hardcore-Metal.

Wandern, Warten, Wahnsinn – oder einfach nur ein nettes Bild mit einer Laterne. Manchmal ist ein Foto eben einfach nur ein Foto.

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