Es gibt diese Tage, da denkst du: Jetzt ist’s genug. Jetzt will ich einfach nur essen. Kein Ticketsystem, kein Monitoring, keine kryptischen Fehlermeldungen in einer Konsole, die aussieht wie das Notfallinterface von Tschernobyl 1986. Einfach nur ein Teller Essen, eine Gabel – und Ruhe.
Und dann ruft Zabbix an.
Nicht im übertragenen Sinne. Nein, mein Monitoring-System hat tatsächlich so eine penetrante Persönlichkeit entwickelt, dass ich es mittlerweile fast schon als entfernte Verwandte betrachte. Diese eine, die unangekündigt zur Tür hereinschneit, den Kühlschrank plündert und behauptet, sie wolle „nur kurz Hallo sagen“.
Es war Montagabend. Ich hatte die Turnschuhe endlich ausgezogen, die Sonne stand tief im Westen, und im Ofen wartete ein Brötchen, das jedes Instagram-Foodie-Herz zum Hüpfen gebracht hätte. Mein Spatzl hatte sogar eine Flasche Malzbier geöffnet. Quality Time, wie man das heute nennt.
Da vibriert das Handy.
Absender: Zabbix.
Betreff: „PROBLEM: HTTP response time too high on server-web1.“
Ach ja. Server-web1. Die kleine Dramaqueen unter den Webservern.
Natürlich habe ich nicht reagiert. Ich bin ja schließlich auch nur ein Mensch. Ein Mensch mit Hunger. Aber Zabbix kennt keine Gnade. Drei Minuten später:
„PROBLEM escalated to TRIGGER LEVEL 3.“
Das ist der Moment, in dem du weißt: Du isst heute kalt.
Der Klassiker: Ich logge mich remote ein, kämpfe mich durch drei VPN-Tunnel, lande auf einem System, das aussieht, als hätte ein betrunkener Pinguin die Paketverwaltung sabotiert – nur um festzustellen: Nichts ist kaputt. Der Server ist nicht down, der Dienst läuft, die Seite lädt – halt nur zwei Sekunden langsamer als die definierte Schwelle von 1,5. Zabbix findet das schlimm. Zabbix schreit Alarm.
Während ich also in der Kommandozeile herumstochere, höre ich aus der Küche:
„Wollen wir anfangen? Sonst wird’s kalt …“
„Kalt ist es jetzt schon“, murmele ich – und klicke auf „ACKNOWLEDGE“.
Übrigens: Mein Vater rief auch noch an. Genau in dem Moment. Wollte wissen, ob ich ihm nochmal erkläre, wie er seinen Blogbeitrag endlich auf Facebook veröffentlicht. Ich schwöre, das war kein Zufall – das war ein orchestrierter Angriff auf meine geistige Stabilität.
Aber hey – ich lebe noch. Und der Webserver auch.
Nur das Abendessen … das war Geschichte.
Fazit des Tages:
Wenn du denkst, dein Vater ist penetrant – warte, bis dich dein eigenes Monitoring wie ein hungriger Waschbär durch den Alltag verfolgt.
Willkommen in der Welt zwischen Wandern, Warten und Wahnsinn.