Es war ein typischer Januartag – kalt, trocken und mit genau dem graublauen Himmel, der einen anregen könnte, statt zu wandern, lieber ein dreistündiges Nickerchen auf der Couch zu machen. Aber nein, ich war mutig (oder masochistisch) und habe mich allein auf den Weg zum Köppel gemacht. Warum allein? Spatzlchen hatte sich mit Kopfschmerzen abgemeldet, was mir die Gelegenheit gab, diese Tour mit meinen Gedanken und dem Borkenkäfer zu teilen. Warum auch nicht? Ein bisschen Natur tut der Seele gut, sagt man. Dass diese Natur streckenweise eher an die Kulissen eines postapokalyptischen Films erinnerte, war nur ein kleiner Haken.
Der Weg: Breit und bequem
Die Wanderung begann vielversprechend – breite Waldwege, die sogar ein ambitionierter Kinderwagenbesitzer mit Leichtigkeit bewältigen könnte. Zu Beginn der Strecke zeigte sich der Wald noch von seiner besten Seite: gesunde Bäume, einladende Wege und ein Hauch von Ruhe, der geradezu therapeutisch wirkte. Doch dieser Eindruck hielt nicht lange an.
Zwischenstopp: Die Schutzhütte Markwald Boden
Noch vor dem eigentlichen Aufstieg zum Köppel machte ich einen Zwischenstopp bei der Schutzhütte Markwald Boden. Hier offenbarte sich ein skurriles Stillleben aus leeren Flaschen, die offenbar von vorherigen Besuchern kunstvoll im Schnee arrangiert worden waren. Es hatte fast etwas von einer Installation moderner Kunst – „Verlorene Weinkultur im Winterwald“, könnte man es nennen. Ein stiller Kommentar zur Zivilisation oder einfach nur der Beweis, dass der Westerwald auch eine Feierabendgemeinde hat? Ab hier begann dann das wahre Werk des Borkenkäfers: Kahlflächen und traurige Baumruinen prägten die Landschaft.
Der Gipfel: Aussicht und Köppel-Hütte
Nach einem gemächlichen Aufstieg kam ich am Gipfel an. Der Aussichtsturm, eine imposante Betonödnis, versprach theoretisch einen grandiosen Blick über den Westerwald. Da der Turm geöffnet war, wagte ich den Aufstieg – 137 Stufen bis zur Plattform. Oben angekommen, wurde ich mit einer grandiosen Aussicht belohnt: ein 360-Grad-Blick über den Westerwald, bis hin zu Eifel, Taunus und Hunsrück. Diese Aussicht allein war die Strapazen wert und ließ die Kahlflächen fast vergessen.
Die angrenzende Köppel-Hütte war ebenfalls geöffnet! Allerdings wimmelte es dort nur so von Menschen, sodass ich mich entschied, die Hütte nicht zu betreten. Stattdessen habe ich vor der Hütte meinen mitgebrachten Tee genossen – eine ruhigere und offen gesagt angenehmere Alternative.
Zurück in die Zukunft
Auf dem Rückweg konnte man – wenn man genauer hinsah – erste Ansätze einer Hoffnung erkennen. Junge Bäume, frisch gepflanzt, kämpfen sich ihren Weg ins Leben. Eine bunte Mischung aus Birken (dafür reicht mein botanisches Wissen noch) und anderen Baumarten soll hier den Wald der Zukunft formen. Ob sie den nächsten Dürresommer überleben, bleibt abzuwarten, aber hey – Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, nach den Fichten.
Fazit: Wanderer zwischen Baumruinen
Die Wanderung auf den Köppel war definitiv ein Erlebnis. Zwischen Borkenkäferleichen, endzeitlicher Romantik und einer entspannenden Teepause fand man genug Stoff für Nachdenklichkeit, Fotos und – natürlich – für diesen Blogbeitrag. Wer sich also mit einer Mischung aus Naturgenuss und morbidem Humor anfreunden kann, sollte sich diese Tour nicht entgehen lassen. Der Köppel wartet – und vielleicht auch der nächste Borkenkäfer.














