15 Kilometer und kein Hauch von Drama – Sporkenburg bei Sonnenschein

Ein Frühlingssonntag, 15 Kilometer auf soliden Wirtschaftswegen und eine Burg, die wenigstens fotogen war. Wer auf der Suche nach Drama ist, wird hier nicht fündig – aber vielleicht auf der Suche nach der Wahrheit übers Wandern.

Wandern ist oft die Suche nach dem kleinen Unerwarteten. Nach dem Moment, der den Weg rechtfertigt. Nach dem Ereignis, das der Strecke Bedeutung gibt. Man hofft auf eine besondere Aussicht, eine Begegnung mit der Natur, ein Gespräch, das hängen bleibt – oder wenigstens auf eine Einkehr, bei der man sich mit warmem Essen und kalter Schorle fürs Durchhalten belohnen kann. Manchmal aber … kommt nichts davon. Und genau dann wird die Geschichte für den Blogger zur Herausforderung!

Sonntag, der 9. März 2025, kurz vor der Sportschau. Frühlingssonntag, bestes Wanderwetter. Ich hatte mir eine Tour aus dem Rother Wanderführer ausgesucht – Arzbach nach Neuhäusel, rund 15 Kilometer, mit Sporkenburg als historischem Fixpunkt. Klang solide. Nicht spektakulär, aber machbar. Vielleicht verbirgt sich ja ein unterschätzter Fotospot zwischen den Zeilen. Vielleicht.

Der Einstieg war vielversprechend: klare Luft, freundliches Licht, der Wald noch voll im Winterschlaf. Ich ging los, motiviert, offen für alles – und traf auf … Wirtschaftswege. Gerade, geschottert, funktional. So eindeutig, dass man kaum schauen musste, wo man hineintrat. Keine Wurzeln, kein Matsch, keine Überraschung. Es war, als hätte jemand das Abenteuer gründlich gefiltert.

Nach ein paar Kilometern stellte sich ein seltsames Gefühl ein. Es war kein Ärger, keine Enttäuschung – eher eine stille Resignation. Eine Wanderung auf Autopilot. Der Kopf blieb frei, weil nichts ihn beschäftigte. Keine steilen Anstiege, keine spektakuläre Aussicht, keine Fragen. Nur Schritt um Schritt durch den mehr oder weniger gepflegten Westerwald.

Und dann: die Sporkenburg.
Endlich ein Auftritt mit Charakter. Ruine, Turmrest, Geschichte. Im Dreißigjährigen Krieg von den Franzosen zerstört – das war immerhin mal richtig Action. Jetzt stand sie da, still und wettergegerbt, und ich tat das, was man in solchen Momenten tut: Ich fotografierte. Mehr als einmal. Von vorn, von schräg, mit Gegenlicht, mit Moos.
Es war der Höhepunkt der Tour – nicht weil so viel passierte, sondern weil überhaupt etwas passierte. Ein kurzer Moment von Bedeutung.

Danach: weitergehen. Weitere Wirtschaftswege. Stille. Keine Einkehr, kein Dorfplatz, keine seltsame Begegnung. Nur der Wald und ich, der so tat, als sei er gerade dabei, sich selbst zu zählen.

Und genau da wurde mir wieder bewusst: So ist Wandern oft.
Nicht spektakulär, sondern potenziell spektakulär. Man geht, weil etwas passieren könnte. Weil man nie weiß, ob hinter der nächsten Kurve der Wolf lauert, ein Bänkchen mit Fernblick wartet – oder eine Kneipe, in der jemand Ziehharmonika spielt und man sich plötzlich in einem Lied von Udo Jürgens wiederfindet. Fehlt all das – dann wird eben eine halbverfallene Burg zur Sehenswürdigkeit des Tages. Und manchmal reicht das.

Die Fotos von der Sporkenburg?
Sie sind gut geworden. Besser als die Tour. Und vielleicht ist das genug.

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