Pläne sind gut. Erwartungen auch. Aber wer wirklich unterwegs ist, weiß: Am Ende kommt es anders. Ich hatte eine Route, eine Kamera und eine Liste potenzieller Fotospots. Doch was nützt die beste Planung, wenn die Orte nicht mitspielen? Man kann Wegpunkte markieren, Berichte lesen, sich auf das perfekte Licht vorbereiten – und dann ist der Himmel grau, der Weg versperrt oder der Spot einfach enttäuschend. Vielleicht liegt genau darin die wahre Herausforderung des Unterwegsseins. Stattdessen fand ich das Unerwartete – und vielleicht war das genau das, was ich gebraucht habe.
Ein Bach, der nicht will
Die erste Furt sollte ein malerischer Einstieg sein. Sonnenstrahlen im Wasser, ein paar Steine als perfekte Brücke. Stattdessen: ein reißender Bach. Also kein heldenhafter Durchmarsch, sondern die Frage: Wo lang jetzt? Die Antwort: eine alte Brücke der Hunsrückquerbahn. Kein Mensch weit und breit. Also wurde mein Kompass zum Hauptdarsteller auf rostigen Schienen. Irgendwie auch ein Symbol – für Orientierungssuche in der Realität.
Kahlschlag und ein See voller Fragen
Weiter ging’s’s. Wald? Fehlanzeige. Stattdessen ein geschorenes Stück Erde, das nicht einmal als Fotospot für Apokalypse-Fans durchging. Nächste Hoffnung: der Schlammweiher. Ich stellte mir mystische Spiegelungen vor. Was fand ich? Ein rostiger Schwimmponton mit einer Pumpe. Viel zu neues Seil daran. Was macht das Ding hier? Ein Denkmal der Ingenieurskunst? Oder einfach nur ein gestrandetes Relikt, das hier verrottet, weil sich niemand mehr darum kümmert? Wurde es absichtlich erhalten, weil es noch eine Funktion hat, oder ist es einfach vergessen worden? Vielleicht ein Relikt vergangener Zeiten, das niemand mehr beachtet. Niemand da, um es zu erklären. Also einfach festhalten, weitermachen.
Schutzhütte – für wen eigentlich?
Rast. Normalerweise ein Ort voller Menschen, die mit selbstgefälliger Zufriedenheit Müsliriegel kauen. Heute? Absolute Leere. Ein Plausch mit anderen Wanderern, ein kurzer Austausch über die Route, vielleicht ein Tipp für den besten Blickwinkel. Heute? Nichts. Heute? Nichts. Kein Mensch. Also blieb nur die Selbstinszenierung: Thermoskanne, Doppelkeks, Kompass. Minimalistisch? Ja. Sinnbild für diesen Tag? Auch ja.
Eine Burgruine oder einfach nur Steine? Suitbertstein. Großes Wort. Große Erwartungen. In der Realität: die Reste eines fünfstöckigen Wohnturms, die sich kaum gegen umgebene Bäume behaupten. Nur die vier Ecken des einst fünfstöckigen Wohnturms stehen noch – ein groteskes Gerippe aus Stein. Der Rest? Ein Trümmerfeld, das aussieht, als hätte jemand versucht, Geschichte mit einer Abrissbirne auszulöschen. Die Witterung hat ganze Arbeit geleistet, während die Natur langsam Besitz von den Ruinen ergreift. Die Schuttansammlungen in der Mitte lassen vermuten: Feuer oder Jahrhunderte der Verwitterung haben den Turm von innen heraus zerstört.
Fazit: Wer wandert, der findet – nur nicht immer das Erwartete
Ich suchte den perfekten Fotospot. Die Art von Ort, an dem Influencer posieren und jeder Baum plötzlich eine tiefere Bedeutung hat. Gefunden habe ich andere Dinge. Leerstellen, stille Orte, Spuren von Vergangenheit. Keine überlaufenen Instagram-Motive. Keine dramatischen Inszenierungen. Nur das, was eben da war. Und vielleicht ist das genau die Art von Entdeckung, die man nur macht, wenn man den Plan loslässt.














