Manche nennen es Liebe, andere Wahnsinn. Ich nenne es: Wochenendprogramm de luxe.
Spatzl war zur Reha in Bernried – vermutlich zur Erholung von mir – und ich dachte mir: Was soll’s, gönn dir doch mal ein bisschen Schloss. Also kurzerhand im noblen Schloss Hohenried einquartiert – damit ich wenigstens im Schlaf so tue, als hätte ich Stil.
Tja, schlafen konnte ich dann aber doch nicht.
Entweder lag es an der Aussicht auf ein einmaliges Wochenende – oder an der dumpfen Vorahnung, was da noch auf mich zukommen würde. Jedenfalls war ich um halb drei morgens wach wie ein Honigkuchenpferd mit Jetlag. Und dachte mir: Warum nicht einfach mal 520 Kilometer fahren, um der Liebsten „Guten Morgen“ zu sagen? Romantik oder frühes Delirium – schwer zu sagen.
Die Wettervorhersage? Schneeregen. Bis in die Unterhosen.
Aber ich dachte: Schlimmer als mein Allgemeinzustand kann’s nicht werden.
Also los – Begrüßung mit Husten und Herzchen, ein schnelles Frühstück, und dann: nichts wie ab nach Farchant, zu den legendären Kuhflucht-Wasserfällen.
Ja, die heißen wirklich so.
Klingt wie eine missglückte Landflucht mit Rindvieh, ist aber auch eine charmante Metapher für diesen Ausflug.
Erste Herausforderung: Parkplatzsuche.
Klassisch unterschätzt. Nach einem kurzen Slalom durch das verwinkelte Kaff ergatterte ich schließlich doch noch einen Stellplatz – direkt am Einstieg zum Senioren-Ferrari-kompatiblen Wanderweg.
Wobei: kompatibel ist relativ. 20 % Steigung, sauber geschottert, mit Rentnerfreundlichkeit à la „oben gibt’s dann Sauerstoff“. Spatzl, bewaffnet mit dem Handy, dokumentiert jeden Grashalm im Morgentau. Mein innerer Sherpa stöhnt leise.
Unterwegs begegneten uns allerlei Flachlandtiroler in stylischem Sneaker-Outfit – bereit, jeden Moment in Richtung Gipfel zu flipfloppen.
Zum Glück hatte ich Spatzl vorher noch ihre Hiroshima-Nahkampftreter aus dem Auto gezogen. Man will ja nicht, dass sie beim ersten Schauer vom Wanderweg gespült wird.
Trotz aller Ambitionen kamen wir nur bis zur Schutzhütte an der Aussichtsplattform.
Spatzl war nicht ganz fit – Reha-Modus eben – und mein Körper meldete sich dezent mit einem: „Was zum Teufel tust du hier eigentlich?“
Der Abend dann: versöhnlich.
Mit meinem besten Freund und seiner Frau sind wir in Tutzing beim Italiener eingefallen.
Pizza in Wagenradgröße, Gespräche irgendwo zwischen philosophisch und Pizza-Schmelz – und danach wie ein nasser Rucksack ins Bett gefallen. Am nächsten Morgen stand schließlich noch das Rückreiseroulette an.
Fazit:
Über 1.000 Kilometer, 1x fast Corona (der Virus scheint tatsächlich auch so etwas wie Stolz zu haben), 17 vermeintliche Wasserfälle (einer davon fotografiert), eine halbe Wanderung – und eine Pizza, die mir vermutlich den Kalorienbedarf für die Heimfahrt gedeckt hat.
Ein typisches Wochenende eben – wenn man auf Chaos, Liebe und eine Prise Schneematsch steht.














