Auferstehung vertagt – Papst Franziskus tritt ab

Ostermontag, 7:35 Uhr. Während der gemeine Christ noch überlegt, wie viele Tage man Schokoladeneier als legitimes Frühstück durchgehen lassen kann, entscheidet sich Papst Franziskus für den letzten großen symbolischen Akt seines Pontifikats: den Abgang. Und zwar stilecht – am Tag nach der Auferstehung. Wenn das kein göttlich getimter Abgang ist, dann weiß ich auch nicht.

Vom Vatikan zur Casa Santa Marta – bitte nicht stören

In einer Kirche, die sich gerne auf Dogmen beruft, hat Franziskus oft den Mut gehabt, genau das zu ignorieren. Fußwaschungen bei muslimischen Flüchtlingen, eine Enzyklika zur Umwelt, offene Worte zur Homosexualität – fast könnte man meinen, da wollte jemand tatsächlich eine Kirche, die mit der Realität spricht. Unerhört!

Man kann ja von Glück sprechen, dass er sich nicht noch ans Kreuz hat schlagen lassen – wobei: mit seiner Bescheidenheit und seinem Hang zur Symbolik hätte man ihm auch das zugetraut. Wahrscheinlich hätte er sogar selbst die Nägel mitgebracht. Fair Trade, natürlich.

Protestantische Perspektiven und andere Ungeheuerlichkeiten

Als jemand, der sich in Freising mit evangelischer Herkunft durchs katholische Weltbild navigiert hat, blicke ich auf diesen Papst mit einer gewissen … versöhnlichen Skepsis. Seine Art, das Amt mit Menschlichkeit statt monarchischer Würde zu füllen, hat selbst jenen Respekt abgenötigt, die mit päpstlicher Unfehlbarkeit ungefähr so viel anfangen können wie mit Transsubstantiation beim Frühschoppen.

Franziskus war keiner von denen, die Macht genossen – er benutzte sie als Hebel. Um Mauern einzureißen. Oder zumindest einen kleinen Spalt hinein zu meißeln.

Karriere machen im Himmel – mit besten Empfehlungen

Bleibt am Ende nur noch eines: herzlichen Glückwunsch zur beruflichen Verbesserung, Eure Heiligkeit. Vom Stellvertreter Gottes zum direkten Draht – das muss man erst mal schaffen. Keine Kurie mehr, keine Konferenzen, keine Schweizergarde, die einem ständig das Abendessen bewacht. Einfach nur noch: Chefsache.

Für die Headhunter der katholischen Kirche beginnt jetzt übrigens die heiße Phase. Das Bewerberprofil? Unfehlbar, aber bitte nicht zu auffällig. Offen für Reformen – solange sie keine sind. Charismatisch, aber nicht zu beliebt. Und vor allem: bereit, im Dienst Gottes eine Garderobe zu tragen, die zwischen Opernball und Liturgie pendelt.

Möge der Beste (oder der am wenigsten Umstrittene) gewinnen. Und der Rauch möge bald wieder weiß sein – oder wenigstens nicht nach verbranntem Hanf riechen.

Amen und Applaus

Papst Franziskus hat sich nie zur Auferstehung stilisiert – er hat das Amt eher entmystifiziert. Und vielleicht ist genau das sein Vermächtnis: ein Papst, der nicht wie ein Heiliger auftrat, sondern wie ein Mensch.
Ein Mensch mit schiefem Rücken, scharfer Zunge und einem Herzen, das nicht ständig den Katechismus zitieren musste, um christlich zu sein.

Gute Reise, Jorge. Und danke, dass Du der Welt gezeigt hast, dass man sogar als Papst etwas verändern kann – zumindest ein kleines bisschen.

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