Auftakt in die neue Radsession – Chaos, Kamera und Kompass

Es gibt Orte, die ihre Geschichte von selbst erzählen. Andere lassen dich ratlos zurück. Das blaue Ländchen gehört zur zweiten Kategorie. Hier stehen Mauern ohne Erklärungen, Wege führen ins Nichts, und das, was übrig geblieben ist, wirft mehr Fragen auf, als es Antworten gibt.

Römische Kastelle, Burgen, Klöster – klingt wie aus einem Lehrbuch für Geschichte. Aber was, wenn die Vergangenheit sich weigert, erklärt zu werden? Warum verläuft der Limes genau hier? Wieso wurde Burg Hohenstein einst als uneinnehmbar angesehen – und doch irgendwann verlassen? Wer entschied, dass Kloster Arnstein auf diesem Felsen über der Lahn stehen sollte, und wie viele Mönche fanden dort ihre letzte Ruhe? Manchmal ist Geschichte nicht das, was man über sie liest, sondern das, was sie nicht erzählt.

An jedem Wochenende im März war eine Radwanderung geplant. Fünf Kombinationen aus Geschichte und Landschaft, mit dem Rad erfahrbar. Doch welche Wege sind wirklich fahrbar? Auf Komoot sollte ich mich nicht verlassen. Die Karten sind eine Sache, der Untergrund eine andere. Welche alten Pfade tragen noch E-Bikes, und welche lassen mich nach der Hälfte umkehren? Welche Strecken führen zu Antworten, welche zu neuen Fragen?

Und dann ist da noch die Frage nach der Fotoausrüstung. Meine Canon Powershot G7X ist gesetzt, aber wo soll sie hin? Lenkertasche? Zu viel Gewackel. Rucksack? Zu umständlich. Ein Kamera-Etui? Zu viel Hitze im Sommer und der Kleber verabschiedet sich. Vielleicht eine spezielle Halterung? Oder einfach improvisieren? Und was, wenn mitten auf der Strecke das perfekte Motiv auftaucht – wie schnell muss dann alles gehen? Wie soll ich das Chaos im Kopf ordnen, um meine rote Sturmlampe samt Kompass ins rechte Licht zu rücken? Und dann wäre da noch das feuerrote E-Bike, das als stiller Hauptdarsteller durch die Szenerie rollt – manchmal zuverlässig, manchmal mit unerwarteten Eigenheiten. Vielleicht weist es mir diesmal den Weg – oder gibt mir nur noch mehr Rätsel auf?

Natürlich könnte man sich im Internet Rat holen. Könnte. Aber was findet man? Kaufberatungen, die einem die neueste, überteuerte Kamera schmackhaft machen wollen. Fototipps, die für Menschen gedacht sind, die gerade erst gelernt haben, was eine Blende ist. Und jede Menge geschwollenes Geschwafel, das nichts mit der Realität zu tun hat. Warum ist das perfekte Foto vom Lenker abhängig? Unklar. Wie fotografiert man mitten im Fahren? Gar nicht – außer man legt es auf eine Gesichtsbremsung an. Und welche Fotoausrüstung eignet sich wirklich für Radreisen? Offenbar ein Mysterium. Was bleibt, ist der Selbstversuch. Trial-and-Error. Oder eben: eine weitere ungeklärte Frage.

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