Kapitel 7: Die Schildbürger und der buckelige Aufstieg

Einst beschlossen die Schildbürger, einen Radweg von Bettendorf nach Obertiefenbach zu bauen – steil sollte er sein, damit es dem Volke nicht zu leicht würde. Doch oh weh! Die Bäume links und rechts dachten nicht daran, sich den Plänen zu beugen und schickten ihre Wurzeln auf Wanderschaft.

Die Schildbürger aber – weise wie eh und je – setzten kein Pflaster, keine Sanierung, kein Radwegkonzept dagegen. Nein! Sie taten das einzig Vernünftige: Sie stellten ein Schild auf. „Wurzelschäden“, stand da. Und siehe: Das Schild war gerade genug, der Weg blieb bucklig, und alle litten gleichermaßen – ganz im Geiste der Gleichberechtigung.

So kam es, dass man fortan sagte: „Wer nach Obertiefenbach will, muss leiden können – oder lesen können.“

🦋 Bild der Woche: „ISO-lierte Schönheit auf Rauschmittel“

Trassenheide, 27. April:
Ein Prachtexemplar von Schmetterling, das aussieht, als würde es nachts lieber in der dunklen Ecke einer Tropenhalle abhängen, anstatt sich fotogen ins Licht zu setzen. Mit 265 mm Brennweite, Blende 6.3 und ISO 6400 auf der Jagd nach Schärfe – doch leider hat die Kamera dabei mehr Rauschen produziert als die Ampel im Wahlkampfmodus.

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HDR aus der Hölle – Natur macht auf Kalenderblatt

Am 25. April 2025 hatte ich das zweifelhafte Glück, diesen hyperklischeehaften Sonnenuntergang am Achterwasser direkt vor dem Café Knatter auf Usedom festzuhalten. Die Natur hat hier offensichtlich abermals tief in die Farbpalette gegriffen – ganz so, als wollte sie einem Werbeprospekt für „Wellness mit Ausblick“ Konkurrenz machen. Glänzendes Wasser, perfekte Horizontlinie, Sonnenuntergang wie aus dem Stockfoto-Katalog – fehlt eigentlich nur noch die Silhouette eines verliebten Pärchens mit Picknickkorb. Aber gut: Wenn schon Kitsch, dann bitte konsequent.

Caspar David Friedrich würde kotzen.

Statt einsamem Wanderer über dem Nebelmeer: ein Fotograf im Wettlauf mit lärmenden Touristen, wild entschlossenen Selfiesticks und der permanenten Angst, dass ein Tsunami die Idylle zerstört. Eine Sekunde Belichtungszeit reichte, um das Chaos um mich herum verschwinden zu lassen – und plötzlich sieht die Ostsee wieder aus wie ein melancholisches Gemälde von 1818. Romantik? Klar. Aber bitte mit Parkplatz, WLAN und Bratwurstbude in 800 m Entfernung (siehe Königsstuhl und Kap Arkona).

Der Spot? Natürlich nur erreichbar über einen 4,5 km langen Wanderweg. Bergauf. Beide Richtungen.

Apokalypse in Gelb – und keiner merkt’s.

Statt heldenhafter Märsche durch die wilden Weiten des Westerwalds gab’s diesmal nur eine orbitale Trödelrunde auf dem Planetenweg – ein Ausflug von kosmischer Belanglosigkeit. Doch dann: dieses Feld. Gelb. Schrill. Aufdringlich wie ein schlecht gelaunter Kanarienvogel. Ob Raps, ob Senf – wen kümmert’s? Die Natur schreit förmlich: „Guck mich an, du Spaziergänger der Mittelklasse!“ Und man schaut. Natürlich. Denn zwischen Parkplatz, Planetentafel und Pollenattacke liegt plötzlich ein kleines Stück Farbgewitter. Fast schon schön. Wenn es nicht so verdammt gelb wäre.

Frühling. Schon wieder.

Veröffentlicht am 20. April. Also quasi „live“ – gemessen an der Halbwertszeit von Kirschblüten.

Ja, ich weiß. Der Frühling ist fast durch, die Ersten stehen schon wieder mit Gartenschlauch und Grillzange bereit, und ich komme jetzt mit einem Blütenbild um die Ecke. Aber nicht irgendeinem! Dieses Bild wurde nicht mit irgendeinem dahingeworfenen Smartphone-Klick gemacht – es ist das Ergebnis einer bewussten Entscheidung, Technik in die Hand zu nehmen, durch einen echten Sucher zu schauen und den Auslöser zu drücken, während andere noch über ISO-Werte googeln.

Aufgenommen am 23. März im Schwetzinger Schlossgarten – einem Ort, der wie gemacht ist für inszenierte Idylle. Und während dort die Zierkirschen in aller Ruhe ihre jährliche Blütenshow ablieferten, konnte ich nicht anders, als an IT-Projekte zu denken.

Denn draußen läuft ein Release-Zyklus nach dem anderen – ohne Jira, ohne Scrum Board, ohne Deployment-Probleme. Keine Nachtschichten. Kein Hotfix. Kein „Wir sind kurz offline, gleich geht’s weiter“. Und am Ende? 100 % Verfügbarkeit und Nutzerzufriedenheit. Wie machen die das nur?

Blühende Härte – Stiefmütterchen trotzen dem Wind aus Norden

Während die Natur langsam aus dem Winterschlaf erwacht, stehen diese Stiefmütterchen bereits stramm im Beet und lassen sich selbst vom kräftigen Wind aus Norden nicht aus der Fassung bringen. Dass sie dabei ständig durchgeschüttelt wurden, stört sie offenbar weniger als den Fotografen – der gegen den Wind um ein scharfes Bild kämpfen musste.

Märchenhaft oder düster? Neuschwanstein zwischen Traum und Realität

Postkartenmotiv oder Drehort für einen düsteren Mittelalter-Thriller? Neuschwanstein kann beides. König Ludwig II. wollte ein Märchenschloss – bekommen hat er ein gotisches Instagram-Highlight, das selbst an trüben Tagen Touristen in Massen anzieht. Würde er heute noch leben, hätte er vielleicht einen neuen Bewunderer: König Donald I. von Amerika. Der würde sicher schon darüber twittern, wie „sehr viele Leute sagen, es sei das schönste Schloss, vielleicht das beste Schloss, das je gebaut wurde – und keiner hat es besser verdient als er selbst.“

Luxus-Stau auf der A2: Vollsperrung mit All-inclusive-Wartezeit

Stundenlange Entspannung auf der A2 – wer braucht schon Wellnesshotels? Inklusive exzellenter Aussicht auf Lkw-Planen, exklusiver Sitzplatzgarantie und Premium-Wartezeitmanagement durch eine Vollsperrung. Leider ohne Catering und sanitäre Anlagen, aber hey – man soll ja auch mal verzichten können.
Fürs nächste Mal wünsche ich mir wenigstens einen Strecken-DJ und einen Foodtruck.

Bayrische Lösung für unliebsame Monarchen

Das Wasser ist trüb, die Luft ist rein – Donald muss ertrunken sein. Bis heute rätseln Historiker über das Ende des Märchenkönigs. War es ein Unfall? War es Mord? Oder hat einfach jemand beschlossen, dass Bayern keinen exzentrischen Schlossherrn mehr braucht? Das Kreuz im Wasser weiß es vermutlich – aber typisch bayrisch hält es dicht.