Auf meiner letzten Tour entlang der Murg überholte mich ein junges Pärchen mit seinen Gravelbikes. Wir kamen kurz ins Gespräch und stellten fest, dass sich viel in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Kein Vergleich zu dem Rad mit dem ich meine erste Radreise 1981 von Freising nach Heidelberg fuhr.
Das soll jetzt hier kein Ratgeber für den Fahrradkauf werden. Von solchen Beiträgen aus unberufener Feder halte rein gar nichts. Welches Fahrrad für einem das Richtige ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich kann hier nur über meine Erfahrungen und die Beweggründe für meinen Kauf berichten. Was ihr daraus macht, ist dann alleine eure Sache. Recht gut, aber nicht perfekt finde ich das folgende Video.
Radfahren ist voll im Trend und Radreisen werden immer beliebter. Mein altes Rad war sicher nicht schlecht. 2005 bin ich mit dem Modell von Berlin über Heidelberg bis kurz hinter Ingolstadt geradelt. Immerhin 1.100 Kilometer in netto 7 Tagen. Man(n) wieder aber älter und im Rücken fängt es langsam an zu zwicken. Auf eingeschlafene Hände hatte ich auch keinen Bock mehr. Ich wollte ein Rad haben, mit dem ich bequem länger Strecken zurücklegen kann. Es sollte ein Reiserad werden.
Rahmen
Als Rahmen kam für mich nur ein Alurahmen in Diamantbauweise infrage. Wichtig war mir hier, dass die Rahmenhöhe zu meiner Körpergröße passt. Auf eine gefederte Gabel, wie sie bei den meisten Trekking-Rädern verbaut ist, kann ich gut verzichten. Das bisschen mehr an Fahrkomfort erkauft man sich mit mehr Kraftaufwand. Auf langen Touren kann sich dies durchaus bemerkbar machen. Schutzbleche und eine gute Lichtanlage sind hier wichtiger, da man durchaus auch mal in die Dunkelheit kommen kann.
Schaltung und Bremsanlage
Der freundliche Herr begrüßte mich mit folgenden Worten vor einem Discounter:
„Nie mehr wieder ein Nabenschaltung. Die hakt nur und ich muss sie ständig einstellen.“
Unbekannter Radfahrer
Ich muss zugeben, dass ich hierzu keine eigenen Erfahrungen habe. In Facebook-Gruppen lese ich immer wieder Berichte von Tourenfahrern, die von hochwertigen Nabenschaltungen begeistert sind. Ich selbst bevorzuge Kettenschaltungen aus einem einzigen Grund: Ich kann unter Last am Berg die Gänge anpassen. Das sollte man mit einer Nabenschaltung nicht machen.
Auf langen Touren will ich auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. 3-fach vorne und hinten mindestens 8 Ritzel sind für mich ein Muss. In der Praxis schalte ich aber nicht alle möglichen Kombinationen. Die Faustregel lautet, von der maximal möglichen Anzahl an Gängen ein Drittel abziehen.
Scheibenbremsen bieten zwar eine bessere Verzögerung beim Bremsen, sind aber auch schwerer. Für meine Touren reichen Felgenbremsen völlig aus.
Was sonst noch?
Auf längeren Touren habe ich mit Klickpedalen die besten Erfahrungen gemacht. Sie sparen Kraft und ich hatte noch nie einen Muskelkater nach einer Tour. Gepäckträger oder ein Befestigungssystem für Taschen ist für lange Strecken auch ganz praktisch.
Bei meinem Fahrradhändler im Ort fand ich immer Sommer 2019 dann mein Rad in der Auslage. Bis auf die Rahmenhöhe und dem Gewicht entsprach es genau meinen Anforderungen. Kettenschaltung mit 3-fach vorne und 9-fach Kettenkranz hinten. Ungefederter Alurahmen mit 28‘‘ Laufrädern und einem ergonomisch geformten Lenker. Dazu noch zweidrittel günstiger als mein eigentlicher Favorit – allerdings auch 4,5 Kilogramm schwerer. Der Vorbau und die Pedale ließen sich schnell an meine Bedürfnisse anpassen. Der Vorbau wurde getauscht, damit der Lenker ein paar Zentimeter höher verstellt werden konnte. Anstelle der einfachen wurden Trekking-Pedale mit SPD-Kupplungen angebracht.
Mit einem Gewicht von ca. 14,5 Kilogramm ist mein Drahtesel jetzt kein Leichtgewicht. Es ist aber auch nicht so schwer, dass ich es nicht die Treppe in den Keller tragen und von dort auch wieder hochbekomme. Selbst mit vollen Satteltaschen ist es kein Problem das Rad ein kurzes Stück zu tragen. Und mit einem Preis von weit unter 1.000 Euro kann man es schon fast als Schnäppchen bezeichnen.
Unterm Strich bin ich mit meinem Rad als Reiserad sehr zufrieden. Mit dem letzten Kundendienst habe ich die Reifen tauschen lassen. Auch bei Schutzblechen und Gepäckträger gibt es noch Optimierungspotential.