Manchmal beginnt ein Abenteuer mit einer waghalsigen Idee. In meinem Fall war es die geniale Entscheidung, mit vollem Magen nach dem Mittagessen auf eine Radtour zu gehen. Denn was könnte besser zu sportlicher Aktivität passen als ein Verdauungskoma? Doch keine Sorge, ich hatte ja mein E-Bike – das perfekte Fortbewegungsmittel für Leute, die sich einreden, sie würden etwas für ihre Fitness tun, während sie in Wahrheit von einem Akku durch die Gegend geschoben werden.
Level 1: Das geologische Freilichtmuseum – oder auch „Steine gucken“
Kaum gestartet, war ich auch schon beim ersten „Highlight“: das geologische Freilichtmuseum, direkt vor meiner Haustür. Hätte ich mir den Ausflug also sparen können? Wahrscheinlich. Aber wer einmal die glorreiche Schönheit von Steinen in ihrer natürlichen Umgebung erleben will, sollte sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen. Vor allem, wenn man sich nicht sicher ist, ob man lieber fahren oder direkt auf einem dieser Brocken ein Nickerchen machen sollte.
Level 2: Das große Nichts – oder: Ich hoffe, das Navi hat sich nicht aufgehängt
Nach den Steinen kam … nichts. Also, wirklich nichts. Felder, Wiesen, Bäume, sporadisch ein traurig dreinblickender Vogel. Es war, als hätte jemand die Welt in einer minimalistischen KI im Stile von DeepSeek nachgebaut und dabei vergessen, Texturen oder Details zu laden. Der Wind war auch da, aber nicht so, dass er mir irgendwie helfen wollte. Nein, er wechselte einfach völlig willkürlich die Richtung, um mich maximal zu irritieren. Manchmal hatte ich das Gefühl, er wehte mich vorwärts, nur um mich dann aus purer Bosheit wieder auszubremsen. Aber egal – ich hatte ja mein E-Bike, also alles entspannt. Dachte ich. Bis ich merkte, dass auch der beste Motor nichts bringt, wenn man sich im Mittagstief selbst sabotiert.

Level 2.5: Das Auswanderdorf – die wussten, was sie tun
Gerade, als ich mich fragte, warum ich mir das hier eigentlich antue, tauchte das „Auswanderdorf“ auf. Ein Ort, der einst der letzte deutsche Boden unter den Füßen vieler Menschen war, bevor sie sich voller Hoffnung nach Amerika aufmachten. Und ehrlich? Ich kann’s ihnen nicht verübeln. Wenn ich hier gelebt hätte, hätte ich vermutlich auch meine Sachen gepackt, mich auf ein Schiff gesetzt und gehofft, dass es mich irgendwohin bringt, wo es mehr als Felder, Wiesen und schlecht gelaunten Wind gibt. Diese Leute wussten einfach, wann es Zeit war zu gehen. Ich dagegen war dumm genug, freiwillig hier durchzufahren.



Level 2.7: Der Steinbruch – oder: Die Landschaft hat sich endlich Mühe gegeben
Kurz darauf ein weiteres Highlight: der Steinbruch. Nach Kilometern der absoluten Ödnis war das ein echtes Spektakel. Eine brutale Wunde in der Erde, ein Monument menschlichen Pragmatismus’. Während die Natur sich sonst eher unauffällig gibt, hatte sie hier einen krassen Kontrast: schroffe Felsen, dramatische Formen – fast so, als hätte sie sich nach dem generischen Felder-Wiesen-Baum-Design endlich mal ausgetobt. Und ich muss zugeben: Wenn man schon mitten im Nirgendwo ist, dann ist so ein bisschen apokalyptische Kulisse ganz nett.



Level 3: Der Eierlikör-Krapfen – die wahre Herausforderung
Mitten im Nirgendwo dann das Highlight: ein Eierlikör-Krapfen zur Halbzeit. Eine verlockende Versuchung, die nicht nur nach Fett, Zucker und Kalorien, sondern auch nach fragwürdigen Lebensentscheidungen schmeckte. Ein sportlicher Snack? Sicher nicht. Aber wer bin ich, dass ich so einem Traum aus Teig und Alkohol widerstehen könnte?
Die große Frage danach: Ist es wirklich eine kluge Idee, mit einer Mischung aus vollem Bauch, leichtem Eierlikör-Schwips und einem immer noch vollkommen willkürlichen Wind weiterzufahren? Antwort: Natürlich nicht. Aber Logik und gesunder Menschenverstand hatten diesen Tag ohnehin schon vor Tourstart verlassen.

Level 4: Das windschiefe Schild – das Symbol für meinen geistigen Zustand
Irgendwann, kurz bevor meine Motivation endgültig in Richtung Nachmittagsschlaf abbog, tauchte es auf: das windschiefe, vermooste Schild am Wegesrand. Vielleicht wollte es mir eine tiefere Botschaft über den Lauf der Zeit vermitteln. Vielleicht war es auch einfach nur ein Schild, das seit Jahrzehnten keiner mehr beachtet hatte. In diesem Moment fühlte ich mich ihm jedenfalls seelenverwandt: leicht mitgenommen, nicht mehr ganz in der Senkrechten und nur noch bedingt leserlich.



Das große Finale: Zurück in die Realität (und zum Sofa)
Nach dieser epischen Reise voller Emotionen – von Verdauungsträgheit über Krapfen-Exzess bis hin zur tiefen Verbundenheit mit maroder Beschilderung – erreichte ich schließlich wieder Bettendorf. Eine Erfahrung reicher, eine Kalorienbilanz ärmer und mit der festen Überzeugung, dass ein E-Bike zwar viele Dinge kann, aber eines sicher nicht: einen vor der eigenen Dummheit retten.