Politik am Wegesrand – Wahlplakate zwischen Brötchenduft und Wurzelschäden

Sonntag, 23. Februar 2025. Deutschland wählt den 21. Bundestag. Ein Tag, an dem sich viele Menschen Gedanken über die Zukunft machen – und ich mir Gedanken darüber, wie Wahlplakate im blauen Ländchen in Szene gesetzt wurden. Meine erste Radtour des Jahres stand demnach unter dem Motto: Politik am Wegesrand – mein Auftakt in die Radsession 2025“. Und tatsächlich: Wahlplakate begleiteten mich auf meiner Route, mal strategisch platziert, mal eher zufällig. Was ich nicht gefunden habe: Plakate von AfD und Grünen. Vielleicht setzen diese Parteien auf eine geheime Flüsterkampagne. Oder auf Telepathie.

Ein toter Karpfen als Sinnbild für …?

Ich wollte ein schönes Bild des Hauserbachsees schießen, doch da lag er: ein toter Karpfen. Keine Wahlplakate weit und breit, aber dafür dieses mahnende Symbol politischer Realität.

War er Opfer von Umweltverschmutzung? Oder hatte er sich einfach aufgegeben, nachdem er zu lange die politische Debatte verfolgt hatte? Vielleicht hatte er auch die letzte Wahlumfrage gesehen und beschlossen, dass es sich nicht mehr lohnt, weiterzuschwimmen. Oder er wurde einfach von der politischen Debatte tot gequatscht.

Jedenfalls lag er da, stumm und bewegungslos, während über ihm die ersten Frühlingsboten zwitscherten. Das Leben geht weiter – nur nicht für den Karpfen. Ein Sinnbild für so manche politische Karrieren.

Die Linke – Marx trifft Maria?

Ein erster Hingucker auf meiner Route: Ein Plakat der Linken, platziert direkt an der alten Steinbrücke über den Mühlbach vor der Kirche in Marienfels. Ein Sinnbild für den ewigen Kampf zwischen Tradition und Veränderung? Oder einfach nur Zufall, weil der nächste Laternenmast schon belegt war?

Man stelle sich vor: Marx und Maria im Gespräch. „Die Religion ist das Opium des Volkes“, sagt Marx. „Aber immerhin halten Kirchen die Brücken instand“, antwortet Maria. Vielleicht eine Debatte, die es wert gewesen wäre, geführt zu werden – aber da mein rotes Rad kein theologisches Interesse zeigte, fuhr ich weiter.

CDU – Brücken bauen, im wahrsten Sinne

Apropos Brücken: Die CDU hat sich gleich zwei riesige Plakate auf einer Brücke über den Mühlbach gesichert. Die Partei nimmt das „Brückenbauen“ wohl sehr wörtlich – ob nun politisch nach rechts, infrastrukturell oder ins Nichts, bleibt offen.

Besonders schön: mein Foto mit dem Wegweiser zur Bäckerei Scholl im Vordergrund. Eine gelungene Wahlkampftaktik? Erst das Frühstück, dann die Stimmabgabe. Man könnte fast meinen, die CDU positioniere sich als die Partei des Handfesten: erst Brötchen, dann Brücken bauen, dann Bundestag und Kanzleramt. Von hier oben hat man wenigstens einen guten Überblick – auf den Wahlkampf und den täglichen Stau der politischen Ideen.

Schlaglöcher und Wurzelschäden – auch in der Politik

Kurz vor Bettendorf dann das letzte große Motiv: ein Warnschild für Schlaglöcher auf dem Radweg. Dazu der Hinweis: „Wurzelschäden“. Eine treffendere politische Metapher hätte ich mir nicht ausdenken können.

Denn seien wir ehrlich: Wurzelschäden gibt es nicht nur auf Radwegen, sondern auch in politischen Strukturen. Manche Probleme wachsen über Jahrzehnte, tief verwurzelt, kaum sichtbar – bis dann irgendwann alles aufreißt und die Löcher unübersehbar sind. Infrastruktur und Politik haben eines gemeinsam: Man schaut jahrelang weg, bis jemand stolpert. Reparatur? Meistens zu teuer. Also lieber ein Schild aufstellen und hoffen, dass niemand stürzt.

Fazit

Meine erste Radwanderung des Jahres hat mir gezeigt: Politik ist wirklich überall – man muss nur hinschauen. Wahlplakate sind die Schlaglöcher des Straßenbildes, und manche Botschaften stehen so absurd im Raum, dass sie schon wieder unterhaltsam sind.

Ach ja, noch eine kleine Anekdote zum Schluss: Ich sollte eigentlich heute Wahlhelfer sein. Nur hat es die Gemeindeverwaltung versäumt, mir das mitzuteilen. Über drei Ecken habe ich dann erfahren, dass ich für die zweite Schicht eingeplant war. Kommunikation scheint nicht nur auf Wahlplakaten eine Herausforderung zu sein.

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